Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 78
(PDF, 143 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0078
Die Brüsseler Handschrift Ms 8507-9

Die Brüsseler Sammelhandschrift Ms 8507-9 enthält drei Viten von Terzia-
rinnen und zwar: Gertrud von Helftas ,borte[n] der götlichen mitelkeit'4
(lr-102v), die Lebensbeschreibung der Gertrud von Ortenberg5 (133r-239v),
und eine mittelhochdeutsche Übersetzung der Vita der hl. Katharina von
Siena (240r-363r).

Die Geschichte der. Handschrift soll hier nur kurz in ihren Ergebnissen
skizziert werden6.

Der Besitzvermerk am Ende des Kodex weist auf das Straßburger Kloster
St. Nikolaus in undis.

Der erste sicher belegbare Aufenthaltsort nach St. Nikolaus ist die Bibliothek
der alten Bollandisten (eine dem Jesuitenorden angehörende Gelehrtenvereinigung
) in Antwerpen, nachweisbar durch die Signatur auf dem
heute losen Indexblatt7: ms • 90 •".

Die zahlreichen Handschriften mystischen Inhalts, welche aus der Bibliothek
des Dominikanerinnenklosters St. Nikolaus in die Sammlung Daniel
Sudermanns8 (1550— nach 1631) übergingen, machen deutlich, daß der
Konvent eine Pflegestätte der Mystik war.9

Um dem schon in den 70er Jahren des 14. Jahrhunderts stark fortgeschrittenen
allgemeinen sittlichen Verfall entgegenzutreten10, entschlossen sich die
Nonnen von St. Nikolaus im Jahr 1431, der dominikanischen Reformbewegung
beizutreten. St. Nikolaus ist das sechste der insgesamt 22 schon vor
der Reform bestehenden Frauenklöster, die bis 1468 wieder zur alten Observanz
zurückkehrten".

Das Kloster hat nach dem Chronisten Johannes Meyer dadurch einen großen
Aufschwung in gaistlichen und zitlichen sachen genommen.'2 Die
Rückkehr zur alten Observanz hatte aber nicht mehr die alte Spiritualität zur
Folge, welche die Vorgängerinnen zu den Höhepunkten der Mystik gebracht
hatte, sondern ein Wiederentdecken von Fleiß und Frömmigkeit in der Erfüllung
der klösterlichen Pflichten.13

Die Reform bewirkte unter anderem eine durch Jahrzehnte verstärkte Abschreibtätigkeit
(das bedeutete oft auch die gleichzeitige Bearbeitung der abgeschriebenen
Texte), die — als eine Art kontemplative Übung aufgefaßt —
schon in den frühen 30er Jahren begonnen haben muß.14

In dieser Zeit ist auch unsere Handschrift entstanden. Den Papiermarken
nach wurde sie gegen Ende der 50er oder in den 60er Jahren des 15. Jahrhunderts
geschrieben, möglicherweise unter den Priorinnen Gertrud von
Winterthur15 (gestorben 1456), Catherine von Erlach16 (nachgewiesen für
1451) oder Barbara von Benfelden17 (barbel von benfeit, nachgewiesen
1465, 1467).

78


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0078