http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0094
Daß sich die Stelle auf Straßburg beziehen könnte, ist durch den Kontext
ausgeschlossen (die beiden mieten nach ihrer Rückkehr von dort in Offenburg
ein Haus, zwei Regelschwestern laden Gertrud und Heilke ein, zu ihnen
zu ziehen).
Auch eine Verschreibung ist nicht anzunehmen, da das Wort wenige Zeilen
später im gleichen Zusammenhang wiederholt wird:
jungfrow heilke erbeitete kum dz die frowe von den predigern kam vnd do
noch dz die messe vs kam (f. 238v/ lOff.).
Ein dominikanisches Männerkloster gab es in Offenburg nicht, und die
Franziskaner werden sonst einfach als briider bezeichnet. Das Wort predi-
ger kommt im gesamten Text nur fünfmal vor und wird hier ganz offensichtlich
dazu verwendet, die Dominikaner(innen) von den Franziskanern zu
unterscheiden.
Die beiden Stellen sind damit als ein Beweis für die Existenz des Klosters
in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu werten — für seine
Inkorporation91 — und zugleich dafür, daß Gertrud zu ihm nähere Beziehungen
gehabt hatte.
Wenn es damit als gesichert gelten kann, daß das Kloster in den 1280er und
90er Jahren noch existierte, so legt das Zusammentreffen der Daten und
Umstände den Schluß nahe, daß die Entwicklung in Offenburg den auch für
andere Städte charakteristischen Verlauf genommen hat:
„Seit die Dominikaner die Leitung der ihnen unterstellten Frauenklöster
endgültig übernommen hatten, stand infolge der fast überall herrschenden
Überfüllung [...] ausdrücklich nur sehr einflußreichen oder sehr vermögenden
Frauen der Eintritt in diese Klöster offen.
Für sehr viele Frauen, die sich zum religiösen Leben in freiwilliger Armut
und Keuschheit entschlossen hatten, waren diese Bedingungen nicht erfüllbar
, war deshalb der Eintritt in ein Ordenskloster verschlossen. Aber der
Zusammenschluß zu frommen Gemeinschaften war ihnen 1216 durch Honorars
III. ausdrücklich erlaubt worden [...]" (Grundmann: Religiöse Bewegungen
, S. 319).
,,Diese Frauen drängten sich dennoch um die Bettelmönche, bevorzugten
sie als Beichtiger und ließen sich mit Vorliebe in der Nähe ihrer Klöster nieder
, so daß sie schließlich einen lockeren Anschluß erreichten. Bald mußten
die Bettelorden eigene Beichtväter für die Beginen anstellen [...]" (Degler-
Spengler (1969), S. 13).
Die Offenburger Dominikanerinnen wurden sicher von Straßburg aus betreut
.
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