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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 101
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es in GvO nicht123, allerdings lag die Blütezeit dieser Transaktionen und
des gemeinsamen Wirtschaftens auch in Straßburg erst nach etwa 1340124.

Der einzige ausdrückliche Hinweis auf wirtschaftliche Transaktionen —
vnd hies sü [die Brüder] verhoffen dz sü in besetzet hette dz wz vij Hb geltes
(f. 217v / 3) — läßt sich mühelos in dem Sinn verstehen, daß Gertrud die
Franziskaner gebeten hatte, Güter aus ihrem Besitz zu verkaufen (dessen
Verfügungsrecht ja bei ihnen lag). Es wäre wohl möglich, die Passage anders
aufzufassen, nämlich so, daß Gertrud ihrerseits ein Lehen von den
Franziskanern innegehabt hätte. Allerdings scheint diese Lesart weder im
Gesamtkontext der Vita noch vor dem Hintergrund des Verhältnisses zwischen
Franziskanern und Beginen im allgemeinen viel für sich zu haben.

Sozialer Status, Besitzverhältnisse und Einkommen

Schätzungen zur Anzahl der Offenburger Beginen sind auf Grund von GvO
nicht möglich, da die Nennung einzelner Schwestern nur sehr gelegentlich
in Verbindung mit Gertrud und Heilke erfolgt; auch Vermutungen zu ihrer
sozialen Zusammensetzung kann man deshalb nur in Analogie zu den Verhältnissen
in anderen oberrheinischen Städten anstellen.

Die Zahl der erwähnten Schwestern ist auch zu gering, um zuverlässige
Schlüsse auf den privaten und gemeinschaftlichen Vermögensstand der Offenburger
Schwestern ableiten zu können, ebensowenig wie auf das Verhältnis
von armen zu begüterten Gemeinschaftsmitgliedern. Nach Grundmann125
waren die Beginengemeinschaften in der fraglichen Zeit noch von
wohlhabenden Frauen dominiert. Diese Annahmen werden durch Degler-
Spengler für Basel bestätigt, wo bis 1330 alle Beginen, über die nähere Angaben
möglich sind, aus vornehmen Familien stammen und Mitglieder der
niedrigeren Bevölkerungsschichten erst nach diesem Zeitpunkt verstärkt in
Erscheinung treten126. Dennoch hat es in den Offenburger Gemeinschaften
auch damals arme Schwestern gegeben (vgl. f. 162v/4—17), wenngleich
Gertrud und Heilke der sozial und wirtschaftlich besser stehenden Schicht
angehörten.

Gertruds Besitz dürfte nicht unbedeutend gewesen sein: er umfaßte zumindest
mehrere Güter und Höfe, die wahrscheinlich in der Umgebung von Offenburg
und der Ullenburg lagen.

Zahlreiche Textstellen der Vita lassen annehmen, daß Gertrud auch nach
dem Eintritt in den Dritten Orden sehr frei über diesen Besitz verfügte'27.

Diese Stellen zeigen, daß die oben erwähnten Pfandrechte der Franziskaner
über den Besitz der Terziarinnen wohl nicht sehr rigoros gehandhabt wurden
. Die Bemerkung in f. 217v/3f. (s.o.) läßt annehmen, daß sie solche
zwar innehatten und ausübten; wie die zahlreichen Vermögensdispositionen
zeigen, scheinen sie auf die Eigentumsrechte als solche aber keinen beson-

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