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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 103
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um 1300 gegründet worden136, und die Beginen sind von Anfang an in seinem
Umkreis zu vermuten. Die Krankenpflege könnte — entsprechend dem
franziskanischen Ideal und der Terziarenregel137 — sogar ihre Haupttätigkeit
gewesen sein138.

Daß die Offenburger Beginen dem Spital auch in späterer Zeit nahestanden,
zeigen die Urkunden, so etwa der schon erwähnte Verkauf von Gütern und
Gülten in Ebersweier.139

Zur Bildung der Beginen

Zumindest Gertrud und Heilke waren der deutschen Schrift mächtig (vgl.
f. 235v/18—23), nicht aber des Lateinischen, wie das beigesetzte dütsch
annehmen läßt. Sie besaßen sogar Bücher (f. 200r/9f.), was man aber sicher
nicht auf alle Mitglieder der Gemeinschaft verallgemeinern kann.

Ein interessanter Aspekt zu der in der Literatur immer wieder bezweifelten
Fähigkeit der ungelehrten und des Lesens und Schreibens meist unkundigen
Beginen, die ihnen gehaltenen Predigten der Theologen auch tatsächlich zu
verstehen, liegt in den Zeilen f. 152v/9—25 und f. 232r /1—6. Diese zeigen
, daß sie sich diese Predigten sehr wohl anzueignen verstanden und
auch, auf welche Weise dies geschah: Das noch nicht an die allgegenwärtige
schriftliche Aufzeichnung und Unterstützung gewöhnte und auf andere Fähigkeiten
trainierte Gedächtnis war durchaus imstande, ganze Predigten
auswendig zu behalten (wie man es auch heute noch bei Blinden oder Analphabeten
findet). Die tiefere Aneignung und Festigung des Gehörten erfolgte
dann über wiederholtes Vortragen aus dem Gedächtnis.

Das Leben der Offenburger Beginen

Gertrud legt sogleich, nachdem sie zu der ,armen Schwester' nach Offenburg
zieht, die schwarze Tracht der Beginen an (f. 139r/15). Dieses Anlegen
einer entsprechenden Kleidung war als öffentliches Bekenntnis zu
einem religiösen Leben hinreichend. Feierliche Gelübde scheinen in der
Straßburger Gegend nicht üblich gewesen zu sein140.

Der Eintritt in die Beginengemeinschaft bedeutete aber nicht automatisch
auch den Eintritt in den Dritten Orden. Die zwei Jahre Witwenzeit als Begi-
ne dienten Gertrud unter anderem als Vorbereitung auf die Gelübde, zu deren
Anlaß dann eine neuerliche Einkleidung erfolgte (f. 142r/10—30).

Die Aufnahme scheint sich ähnlich vollzogen zu haben, wie Degler-
Spengler141 sie für die die Munio-Regel befolgenden Predigerbeginen beschreibt
, das heißt, die Profeß folgte der Einkleidung als Begine (von einer
Kleiderweihe ist hier nicht die Rede) erst nach einer Vörbereitungszeit von
mehr als einem Jahr.

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