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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 105
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0105
— Man kann als sicher annehmen, daß Gertrud und Heilke wenigstens zeitweise
nicht allein in einem Haus wohnten. Außer Frage steht das wiederholt
hervorgehobene Zusammenleben der beiden seit Heilkes Flucht. Und sie
verfügen immer wieder auch über Bedienstete — die vielleicht auch ihrerseits
Beginen waren150.

In f. 162v/5f. nimmt Gertrud arme swesteren in ir hus dz sü in gutlich
mbhte get'un vnd hette ir etlich jor vnd tag bi ir.

Inhalt und Kontext von f. 195r/29 {vnd bat vnd manete die anderen in dem
huse dz sü den armen eilenden seien zu helffe kernen) belegen ebenfalls das
Vorhandensein einer (wohl kleinen) Gemeinschaft von Schwestern.

Von anderen Leuten in ihrem Haus ist auch in f. 182v / 25—27 die Rede,
ohne daß aber deutlich wird, ob es sich dabei um Beginen oder Weltleute
handelt.

— Der Text weist auf ,andere Schwestern' immer wieder in einer Form hin,
die — besonders in Verbindung mit dem vorhergehenden Punkt — stark annehmen
läßt, daß es sich dabei um die Beginen einer kleinen Gemeinschaft
handelt, wobei zumindest Gertrud und Heilke auch innerhalb dieser Kleingruppe
nicht in einem gemeinsamen Dormitorium schliefen, sondern in abgesonderten
Einzelzimmern.

Während eines Essens verläßt Gertrud die anderen, um ,Disziplin zu nehmen
', und kommt anschließend wieder an den gemeinschaftlichen Tisch (f.
173r / 31—173v /10). Die Stelle ging vs von den anderen in dz hus (f.
173v/3f.) ist aber nicht ganz eindeutig (vielleicht verderbt aus ,vs dem
hus'), und so wäre es auch möglich, daß Gertrud sich von der Gemeinschaft
zurückzieht in ihr eigenes Haus, um sich zu geißeln. Der gesamte Kontext
läßt aber annehmen, daß von demselben, von einer kleinen Gemeinschaft
bewohnten Haus die Rede ist.

Noch einige weitere Male ist von ,anderen' Schwestern in einer Weise die
Rede, die entweder gemeinsames Wohnen zu mehreren oder sehr enge Beziehungen
zu (in anderen Häusern wohnenden) Gruppen oder Einzelbegi-
nen annehmen läßt — wahrscheinlich aber beides151.

Wohl vermittelt der Text meist den Anschein, daß Gertrud und Heilke ein
Haus allein zur Verfügung hatten. Eine genauere Betrachtung zeigt aber,
daß eine Wohngemeinschaft mit mehreren anderen bestand. Zwar entsteht
der Anschein des von anderen Beginen getrennten Wohnens durch den auf
die beiden Hauptpersonen beschränkten Blickwinkel des Textes, Phillips
hat aber gezeigt, daß Mitglieder von Beginenhäusern auch eigene Räume
zur Verfügung haben konnten, mitunter sogar von den anderen unabhängige
Mahlzeiten einnahmen und im täglichen Leben ihre eigenen Wege gingen,
wobei ihre Beschäftigungen sich wahrscheinlich nicht sehr von denen von
Einzelbeginen oder unverheirateten Frauen unterschieden.152

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