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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 154
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0154
Als Minnesänger bekannt ist Bruno v. Hornberg

Bereits 1132 erscheint ein Bruno v. Hornberg mit seinem Bruder Konrad14
und 1219 ein weiterer Bruno mit Bruder Wehrnher15, die als erste Generation
auf der ersten Burg in Hornberg wohnten.

Ein 2. Bruno (als von Bruno dem Alten abstammend genannt16, wohl weil
er in der zweiten Generation auf der ersten Burg in Hornberg war), ist 1275
als Zeuge genannt und war 1276 mit seinen Freunden Walther von Klingen
[einem Minnesänger], Conrad von Thann und Philipp von Falkenstein in
Hagenau, als König Rudolf dort Hof hielt.17 1276 war er mit Walther von
Klingen auch in der Gefolgschaft des Kaisers Rudolf in Basel.18 Es gibt
wohl kaum einen Zweifel, daß der genannte 2. Bruno v. Hornberg der bekannte
Minnesänger gewesen ist.

In der großen Heidelberger Liederhandschrift — Codex Manesse, in der
Bruno v. Hornberg und seine Lieder (Strophen 1—16) abgebildet sind, wird
auch dieser 2. Bruno als der Minnesänger genannt.

Mit dem Minnesang, der ersten „weltlichen" Lyrik auf deutschem Boden,
begann eine völlig neue Kunstform in der christlich-abendländischen Kultur
: eine ritterliche Liebesdichtung, ein ästhetisch-artistisches Spiel, das
von dem Begriff der Minne und Idealisierung der Frau beherrscht wird.
Der Sänger, meist Angehöriger des Ritterstandes, bekennt öffentlich vor der
höfischen Gesellschaft seine Liebe zu einer Dame, die anonym bleibt, verheiratet
ist und sozial höher steht. Minnesang ist eine Einheit von ,,wise und
wort" und wurde mündlich — meist mit Musikbegleitung — vorgetragen.

Der erste Schreiber der Codex Manesse Handschrift übertrug fast alle Strophen
jener 110 Dichter, deren Bilderschmuck vom sogenannten Grundstockmaler
stammt. Brunos Bildschmuck ist auf Tafel 251 abgebildet, und er
trägt die Dichternummer 81. Von ihm sind in der Handschrift die Strophen
1—16 seiner Lieder aufgeführt.

Die Reihenfolge der einzelnen Dichter richtet sich nach Stand und wird bestimmt
von der Ordnung der mittelalterlichen Gesellschaft, dem sogenannten
Heerschild. Durch Nachträge wurde diese aber auch unterbrochen.

Das Bild im Codex Manesse zeigt den Minnesänger, wie er mit gefesselten
Händen aus dem Fenster einer Burg schaut, während eine rittlings auf dem
Apfelschimmel sitzende Dame ihn an Hand und Handfessel hält; offenbar
mit Beziehung auf die 4. Strophe seines l. Liedes in der Liederhandschrift.
Dame und Ritter sind vom Maler auf gleicher Höhe angeordnet. Über ihr
füllen Wappenschild und Helmzier des Hornbergers das Blatt.

Die merkwürdigen Proportionen von Burg und Pferd einerseits und der beiden
Personen andererseits haben den zeitgenössischen Betrachter nicht gestört
. Was für das Bildnis bedeutend war, wurde groß dargestellt; alles
mußte daneben zurücktreten.

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