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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 200
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bzw. Weintrotten, die ebenfalls der brandschatzenden Soldateska zum Opfer
fielen. Im Weiler Niederlehen zündeten die Franzosen 3 Häuser, 1 Scheuer,
3 Stallungen und 1 Obst- bzw. Weintrotte an.

Große Brandschäden richteten die Franzosen auch in der Gemeinde Renchen
an, die sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zur größten
Kommune des Amts Oberkirch entwickelte. Dort wurden 59 Häuser, 37
Scheunen und 16 Stallungen ein Raub der Flammen. Unter den in Renchen
niedergebrannten Häusern waren das Fleckensteinische Schlößchen, der dazugehörige
Meierhof mit Nebengebäuden, die Badstube und das Gasthaus
zum Adler, das Franz Christoph vom Grimmelshausen im Jahre 1702 wiederaufbauen
ließ. Das Gasthaus zum Bären, im dem seit 1684 die Grimmelshausen
-Tochter Walpurga als Wirtin fungierte, wurde — entgegen
bisheriger Auffassung —13 1689 nicht zerstört.

Da man im Gerichtsbezirk Renchen im Jahre 1673 170 Bürger und damit
ungefähr 930 Einwohner zählte,14 darf auf der Grundlage, daß wohl die
meisten Bürger Renchens Hausbesitzer waren, angenommen werden, daß
die Franzosen im Herbst 1689 etwa ein Drittel der Häuser Renchens durch
Brand vernichteten, und daß dadurch mehr als 300 Einwohner obdachlos
und ihrer Existenzgrundlage teilweise oder ganz beraubt wurden.

Geringere Schäden verursachten die Franzosen in Ulm, Erlach, Mosbach
und Sasbach. In Ulm mit seinen etwa 100 Bürgern bzw. nahezu 550
Einwohnern15 gingen 8 Wohnhäuser, 6 Scheunen, 6 Stallungen und 6 Gebäude
mit einer Obst- bzw. Weintrotte in Flammen auf. In Erlach legten die
Franzosen in 2 Häusern Feuer. In Mosbach steckten Soldaten aus den Regimentern
Chamillys 3 Häuser, 2 Scheunen und 2 Stallungen in Brand. In
Sasbach schließlich, wo im Jahre 1689 ungefähr 80 Bürger bzw. 440 Personen
gewohnt haben dürften,16 registrierten die Bediensteten der Oberkir-
cher Amtsschreiberei 7 abgebrannte Häuser sowie 5 Scheunen und 5 Stallungen
, auf die ebenfalls Brandfackeln geworfen worden waren.

Die von Chamilly veranlaßte Brandschatzung im Amt Oberkirch muß im
Zusammenhang mit dem Rückzug der Franzosen aus den 1688 eroberten
Gebieten in Deutschland gesehen werden. Dieser Rückzug, dem die Erkenntnis
der Franzosen vorausgegangen war, man könne der inzwischen aktiv
gewordenen Koalition europäischer Staaten nicht lange standhalten, hatte
die Brandschatzung, Entfestigung und Zerstörung der Pfalz, von Teilen des
Mittelrhein- und Oberrheingebietes sowie der rheinischen Bistümer durch
die französischen Heerführer Melac, Duras und andere zur Folge. Die
durch die planmäßigen Zerstörungen gekennzeichneten Gebiete Deutschlands
— es wurden rund 1000 Orte gebrandschatzt — waren als tote Zone
vor der französischen Hauptbefestigungslinie gedacht.

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