Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 207
(PDF, 143 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0207
Auch der verunglückte Versuch, das Kloster zu Gunsten eines Jesuitenkollegs
aufzuheben, hatte ein sehr entschiedenes Mandat des KKG zur Folge,
in dem dieses feststellt, daß es für das Rechtsgefüge des Reiches sehr gefährlich
sei, ..einen Stand in einen anderen zu transferieren".6

Die letzten Stationen im Leben Caspar Brunners ließen sein Charakterbild
in wenig günstigem Licht erscheinen: 1588 wurde er vom Straßburger
Bischof Manderscheid seiner Abtswürde enthoben. Er hielt nach neuen
Würden Ausschau und wurde 1594 der Abtei Ettenheimmünster als Abt aufgedrängt
.7 In der Prozeßschrift „Gerettete Wahrheit" wird er dagegen als
Märtyrer dargestellt, der sein Leben dem Kloster zum Opfer gebracht
hat.8

Im Jahre 1585 standen die beiden einzigen Konventualen des Klosters (Döl-
zer und Scherer) noch auf Seiten des Abtes, denn sie schrieben ihm am
22.6. 1585 nach Straßburg, ,,es habe sich im Kloster nichts gebessert".
..Unter dem Druck Badens unterwarfen sie sich später".9 Neben dem
Druck mag auch die Verlockung gestanden haben, Karriere zu machen,
denn schon im Jahre 1587 übertrugen die badischen Räte Dölzer die Verwaltung
des Klosters. Das war ein Sprungbrett zur nächst höheren Stufe: Im
Jahre 1590 wurde er im Zusammenwirken von Straßburger Bischof und
Markgraf zum Abt bestellt. Die Abkehr von Caspar Brunner wurde dem
neuen Abt durch den unrühmlichen Abgang seines Vorgängers erleichtert,
wenn nicht moralisch gerechtfertigt.10

Abt Georg Dölzer (1590-1622) erfüllte die Erwartungen, die der Markgraf
in ihn gesetzt hatte, voll und ganz. Dafür zeigte seine lange Amtszeit keinerlei
Turbulenzen. Er unterstellte sich ganz der badischen Landeshoheit, erschien
z. B. 1605 auf dem Landtag zu Durlach, übernahm 16000 fl. von den
Schulden Badens zusammen mit einem Jahreszins von 800 fl. und kam 1612
nochmals für 6000 fl. badischer Schulden auf. Seine Haltung gegenüber der
Markgrafschaft wurde in der Prozeßschrift ,,Der Landesfürst"" mit folgendem
Satz gewürdigt: ,,Steht von den Händeln und Prozessen des vorigen
Abtes ab... erkennt den Markgrafen in Worten und Taten als Landesfürsten
an und stirbt als ein gehorsamer Prälat und Landstand 1621."

Durch die Krisis des Benediktinerordens am Ende des 16. Jahrhunderts bedingt
, war die Zahl der Konventualen in seinen Klöstern gering. (Schwarzach
1571: zwei, 1590: zwei). Da das kanonische Recht für die Abtswahl
einen funktionsfähigen Konvent von entsprechender Größe stillschweigend
voraussetzte, verlor bei der oben angeführten Zahl von Konventualen die
Wahl ihren Sinn. Sie wurde zwangsläufig ein Gegenstand der Manipulation
durch geistliche und weltliche Fürsten. So konnte ein reichsfreies Kloster
durch die Schwäche seines Ordens zum Landsassen absinken.

207


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0207