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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 231
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und Paul beschimpft und in den Kerker geworfen.102 Im Jahr darauf erfolgte
abermals eine Schwenkung der Kurie: Der Markgraf von Baden erwirkte
zwei römische Dekrete, die das zu Gunsten des Prälaten gegebene Dekret
für null und nichtig erklärten.103 Wie soll man diesen Zick-Zack-Kurs verstehen
? Das ist nicht allzu schwierig. Im allgemeinen war die Kurie mit der
Mainzer Politik zufrieden, man denke nur an die früher beschriebene Stellung
Roms zur Fürstenunion. Doch einmal, als sich der Mainzer Kurfürst
querlegte und im sogenannten Nuntiaturstreit die Führung der antirömischen
Partei übernahm, wandte sich die Kurie vom Kurfürsten ab, um sich
ihm nach Beendigung des Streits wieder zuzuwenden. Das Hin und Her in
der Absetzung des Abtes war also nur ein getreues Spiegelbild der großen
Politik. Wer dabei auf der aktiven Seite mitmachte, mußte schuldig werden,
in unserem Fall an Abt Anselm, der das Opfer seiner geistlichen Ehre bringen
mußte.104

Der Prälat hatte wahrscheinlich schon im Jahre 1781 das Kloster verlassen
und sich wie schon ein Jahrzehnt vorher nach Straßburg zurückgezogen, da
er angesichts der Zurückweisung seines Berufungsgesuchs durch Rom die
Hoffnung auf eine baldige Restitution in sein Amt aufgegeben hatte. Das
Exil des Abtes hatte eine für die Klosteradministration (P. Beda bzw. Seniorenrat
) unangenehme Folge. Durch die Einflußnahme des Kardinals Rohan
hatte der Souveräne Rat des Elsaß (Conseil Souverain dAlsace) die Einkünfte
des Klosters Schwarzach im Elsaß zu Gunsten des Abtes beschlagnahmt
. Das rechtsrheinische hanauische Amt Lichtenau wurde von der
Kanzlei in Buchsweiler wie die elsässischen Landesteile behandelt und ließ
die Einkünfte auch nur dem Abt zukommen. Das war eine starke Einbuße
für die Klosterkasse. Die Administration klagte, daß die gebliebenen Einkünfte
für den Unterhalt des Klosters nicht genügten.105 Mit einem Schreiben
vom 26. 12. 1782 dankte der Abt der hanauischen Kanzlei in
Buchsweiler, daß sie die Versuche der Klosterverwaltung, an die Gefälle im
Amt Lichtenau zu kommen, abgelehnt habe. Der Verwalter Beda Dilg habe
jetzt aber einen neuen Versuch gestartet. Er hätte dem Amtmann Schübler
einen fetten Ochsen versprochen, wenn er ihm die Einkünfte im Amt Lichtenau
in die Hände spiele.106

Der Einsatz von „Gefälligkeiten" im politischen Getriebe der damaligen
Zeit war nichts Außergewöhnliches. So hatte der Markgraf am 24. 3. 1783
dem Kanzlisten Lohbauer im württembergischen ,,Manutenenz-Subdelega-
tionssekretariat" eine ,,Ergötzlichkeit von 6 Dukaten" reichen lassen. Der
höhergestellte württembergische Regierungsrat Rieger (Mitglied der Exekutionskommission
) erhielt ,,eine Verehrung von einem Führling Markgräf-
ler" zugedacht. Man kann sich denken, wie sich solche Gaben auf die
Exekution auswirkten.107 Je höher gestellt die zu beeinflussende Person
war, desto größer war auch die „Gefälligkeit". So berichtete der österreichische
Gesandte in Mainz, Graf Schlick, nach Wien, daß der König von Preu-

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