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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 253
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gewerker, andere als Tagelöhner, einige als Handwerker wie Maurer, Weber
. Man darf bei all diesen durchaus annehmen, daß die wirtschaftliche
Notlage sie zur Auswanderung veranlaßt hat. Ein Teil der Auswanderer
stammt aus alteingesessenen Familien, die noch lange in Hofweier ansässig
waren, z.T. später im 19. Jahrhundert auch ausgestorben sind. Es waren
z. T. Söhne von Bauern oder Handwerkern. Vielleicht hat diese Abenteuerlust
fortgezogen oder als nachgeborene Söhne und Töchter die Aussichtslosigkeit
ihrer Zukunft.

Frägt man nach weiteren Gründen, die die Menschen zur Auswanderung
bewogen haben, dürfte Hacker die ausreichende Antwort gegeben haben:
„Die Gründe für die Massenauswanderungen des Jahres 1770 sind in den
schweren Witterungsschäden zu suchen, die 1769 und 1770 die Ernten verdorben
und eine allgemeine Hungersnot nach sich gezogen haben. Für alle
Länder Südwestdeutschlands ist 1770 das Jahr mit den höchsten Auswanderungszahlen
."5 Hacker bringt auch vage Erklärungen von Auswanderern:
,,daß man sich in den schweren Zeiten hier nicht mehr zu erhalten getraut"
— , ,daß wir teils nichts im Vermögen haben und uns kümmerlich ernähren
müssen."6 Die Ämter sprechen davon, daß das Land mit Einwohnern, besonders
mit Hintersassen, überbesetzt sei, das bekämen besonders die
Armen zu spüren. Manche Ämter gaben sogar die Weisung aus, „unver-
mögliche und liederliche Haushalter" zur Bittstellung zu veranlassen, man
solle diese sogar von der allgemeinen festgesetzten Vermögensgrenze ausnehmen
, die könnten mit der Entlassung ohne weiteres rechnen.7 Die
Katholiken wurden damals ins Banat dirigiert, die Protestanten und vereinzelt
auch Reformierte zogen nach Siebenbürgen.8 Durch die Türkenkriege
wurde die Bevölkerung des Balkans stark dezimiert, ganze Landstriche total
entvölkert. Kaiserin Maria Theresia und ihr Sohn Josef II. riefen aus Westdeutschland
siedlungswillige Leute in die entvölkerten Gebiete. Verhältnismäßig
viele folgten diesem Ruf. Mit entscheidend — neben den oben
genannten Gründen — waren die vielen verheerenden Kriege des 18. Jahrhunderts
, immer wieder hatten fremde Truppen das Grenzland überzogen,
ausgeplündert und verbrannt.

Die Auswanderer zogen meist in größeren Gruppen donauabwärts, die meisten
von ihnen ab Ulm auf den als ,,Ulmer Schachteln" bezeichneten und
bekannten flachen Schiffen. Neben der deutschen Einwanderung kam es
auch zur Ansiedlung von nichtdeutschen Bauern aus verschiedenen Völkern
: Madjaren, Slowaken, Ruthenen, Rumänen, Kroaten, Bulgaren, Italiener
, Spanier, Franzosen, was den sich später herausbildenden Donauschwaben
durch die vielfältigen kulturellen Beziehungen ihr besonderes Gepräge
gab.9 Doch pflegten und erhielten die Deutschen ihre Sprache und
Kultur.

Trotz der umfangreichen Bemühungen des Kaiserhauses hat die Ansied-
lungspolitik anfänglich auch zahlreiche Rückschläge hinnehmen müssen.

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