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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 269
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nachweisbaren Holzverkäufe könnten Kapital zur Anlage der Nutz- und Industriepflanze
Tabak freigesetzt haben, die seit 1760/70 im Umland in größeren
Anbauflächen gezogen wurde. Von einer großflächigen Abholzung
zwecks schneller Geldbeschaffung zur Abwendung des finanziellen Ruins
, wie diese sich bei vielen Rittergutsbesitzern des Kantons Neckar-
Schwarzwald68 zur gleichen Zeit nachweisen läßt, kann bei der insgesamt
guten Vermögenslage der Familie nicht gesprochen werden. Selbst wenn bis
jetzt Tabakanbau auf den Feldern des Hofgutes nicht erwähnt wird, erscheint
die Anlage von Pflanzungen wahrscheinlich. Dies würde auch erklären
, warum der Lahrer Tabakfabrikant Carl Ludwig Lotzbeck 1813 (1821
geadelt) das Gut erwarb. Dessen Streben nach Imitation der Wohnverhältnisse
des immer noch sozial hochstehenden und angesehenen Ritteradels
verband sich hier mit der Inbesitznahme einer gesicherten Rohstoffbasis,
deren Grundstein die mit der Familie eng bekannte und in Lahr ein Stadthaus
bewohnende Freiherrenfamilie von Dungern gelegt haben könnte.

Was die Nutzungsverteilung des Bodens in der Zusammenschau betrifft, so
lassen sich für die Jahre vor 1650 keine Zahlen nennen. Sicher scheint, daß
sich die Gesamtfläche des Territoriums seit 1464 mit Einbeziehung eines
Teiles der alten Gemarkung des abgegangenen Dorfes bis 1803 nicht oder
nur unwesentlich verändert hat.

Ab dem 15. Jahrhundert wurde schnell der Getreideanbau dominierend, ohne
die Sonderkultur Hanf gänzlich zu verdrängen. Bei der rund einhundert
Jahre später feststellbaren Intensivierung der Viehzucht bleibt unersichtlich,
ob diese einen Rückgäng der Ackerfläche bewirkte. Für die Tierhaltung
wurde sicher der stark durchlichtete Wald stärker genutzt.

Dies bestätigen auch die zwei einzigen bisher bekannten Angaben aus der
Zeit kurz nach dem Dreißigjährigen Kriege. Der zwischen 1650 und 1653
festzustellende Rückgang der Ackerfläche von 129 auf 111 Juch bei gleichzeitiger
Reduzierung des Grünlandes von 30 auf 29 Tagmatten und einer Erhöhung
der Waldfläche auf 18 Juch Holzkultur (lichter Tannenwald / Mischwald
?) zusammen mit einem Eichenwald für 100 Schweine ließen für eine
Viehzucht größeren Stiles keinen Raum. Weidefläche mußte außerhalb des
Bannes herangezogen werden69. Die im Verhältnis von 40:10:50 in Feld.
Grünland und Wald aufgeteilte Wirtschaftsfläche umfaßte am Ende nach
den im Ried geltenden badischen Flächenmaßen rund 108 Hektar Land.
Der Grundbesitz lag damit etwa 20 % unter dem für das südwestdeutsche
Rittergut festgestellten Durchschnittswert von 130 Hektar70. Überhaupt
scheinen die ortenauischen Rittergüter im Bereich Lahr, Kehl und Offenburg
eine geringere Wirtschaftsfläche71 gehabt zu haben, was aber durch
die Fruchtbarkeit der Böden gegenüber den größeren Gütern in ungünstigerer
Lage keinen Nachteil bedeutete.

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