Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 283
(PDF, 143 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0283
die Macht der Geschichte im Elsaß sich niedergeschlagen hat und wie in
der geschichtlichen Entwicklung der Schlüssel liegt, um die Dinge im Elsaß
zu verstehen und auch recht einordnen zu können, vor allem aber auch, um
eine Antwort auf unser Thema zu finden.

Es war nicht immer so von Anfang an — wir gehen dabei von dem Zeitpunkt
aus, da das Elsaß — es war das offiziell 1648 mit dem Beschluß des
Westfälischen Friedens —, dem französischen Staat einverleibt wurde und
so, äußerlich und innerlich, in den Einflußbereich Frankreichs kam, wobei
nicht übersehen werden darf, daß deutsche Potentaten, die im Elsaß Besitz
hatten, französische Untertanen wurden und es bis zur Großen Französischen
Revolution 1789 auch blieben. Verglichen mit diesem Anfang von
1648, hat es in dieser Sache eine bedeutsame Entwicklung gegeben. Wir
wissen aus den geschichtlichen Werken über das Elsaß aus dieser Zeit —
hier ist die Inbesitznahme der Freien Reichsstadt mitten im Frieden durch
die Franzosen 1681 von symptomatischer Relevanz —, daß man in Straßburg
und im Elsaß dagegen aufbegehrte, daß die Franzosen damit ein fait accom-
pli geschaffen hatten.7 Mit der Errichtung der Rheingrenze im Osten des
Landes hatte Frankreich ein Ziel erreicht, das dem Kardinal Richelieu
wichtig war, worauf französische Diplomaten und Historiker im Vorfeld des
Westfälischen Friedens schon hingewiesen hatten. Diese hatten das historische
Recht Frankreichs auf diese Grenze am Rhein postuliert und zudem
die strategische Notwendigkeit erkannt, die darin lag, daß Frankreich damit
das Einfallstor zum Deutschen Reich in Händen halten konnte. Von nun an
wird das ein Axiom französischer Politik und Diplomatie bilden. Das muß
gebührend erwähnt werden, weil es sozusagen die Grundlage für die spätere
Entwicklung in dieser Frage bildet und die Möglichkeit schafft zu dem, was
sich dann nachher entwickelt hat.

Frederic Hoffet, ein zweifelsfrei in französischen Kategorien denkender El-
sässer, hat unumwunden festgestellt8, daß ,,im Gegensatz zu dem, was bestimmte
Historiker behaupten, der Anschluß an Frankreich 1648 von der
elsässischen Bevölkerung nicht als ein glückliches Ereignis angesehen worden
ist". Daß es in bestimmten Gegenden sogar Unruhen gab, wollen wir
nur ganz kurz erwähnen, diese Aussage Hoffets möge uns genügen und auch
die Situation im Elsaß von damals kennzeichnen. Um das zu dokumentieren
, hat man ,,in der Ära nationaler und chauvinistischer Geschichtsschreibung
zwischen 1870 und 1945" Johann Michael Moscherosch, der dem
Hanauerland diesseits des Rheins und dem Elsaß im weitesten Sinn zuzurechnen
ist — er lebte von 1601 bis 16699 — mit ,,vielen seiner Äußerungen
in seinen Satiren als Grenzlandkämpfer für deutsche Kultur" hochstilisiert
. Es ist Walter E. Schäfer, der herkunftsmäßig der Riedgegend entstammt
, vorbehalten geblieben, zu zeigen, daß Moscherosch in dem „Gesicht
A la Mode Kehrauß" „Argumente für diejenigen ins Feld führt, die
die Treue zum Reich hintan stellen und sich dem aufsteigenden Nachbarn

283


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0283