Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 297
(PDF, 143 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0297
die devotionalistisch ausgerichtet ist, was meistenteils in allen Ländern nach
Form und Ausdruck übereinstimmt, ist die protestantische Religion, namentlich
die Martin Luthers, vom Buch, darum von der Sprache bestimmt.
Man hat dort die Lieder Martin Luthers und Paul Gerhardts und mit ihnen
die Bibelsprüche und den Kleinen Katechismus Luthers auswendig gelernt.
Das war lange Jahrhunderte das Pensum in der Schule. An diesen sprachlichen
Zeugnissen hat man sich ausgerichtet, man wurde auch von ihren Aussagen
innerlich getragen. Der literarische Nachschub kam in diesen Kreisen
aus gleichgesinnten Gruppen aus dem Elsaß, aber auch aus Deutschland
und der deutschen Schweiz. Wenn man diesen Menschen die Sprache
nahm, dann war das gleichzeitig auch ein Angriff auf ihren Glauben. Protestantische
Literatur aus Frankreich kam in der Vergangenheit kaum in diese
Gegend des Elsasses. Dorthin hatte man sowieso kaum Beziehungen.56
Hier liegt der Grund, daß Friedrich Lienhard und daß auch viele Menschen
aus dem Hanauerland diese Haltung bis vor einiger Zeit eingenommen haben
. So konnte eine Frankophilie in diesem Gebiet nur schwer Fuß fassen.
Daß auch die Grüße der Leute untereinander bis vor einigen Jahrzehnten
hier noch deutsch waren, mag als Kuriosum erwähnenswert sein.57

Wir sind uns darüber im klaren, daß wir bei diesem Thema vieles nur angerissen
haben. Wir haben aber die Weite und die Verschlungenheit in dieser
Entwicklung deutlich gemacht. Diese Gedanken stammen von einem, der
beide Seiten kennt, der in beidem gelebt hat und daheim ist. Es sind zumeist
Bundesdeutsche, die die Frage nach der Frankophilie der Elsässer und
Deutschlothringer stellen und nach ihren Gründen fragen, sie mögen vor allem
darüber nachdenken, zumal es auch ein Kapitel deutscher Kulturgeschichte
und allemal eines aus Europa bildet.58

Anmerkungen

1 Der Sprachlose. Eine Geschichte mit Zeichnungen von Tomi Ungerer, Kehl-Straßburg-
Basel, 1985. Dieses Büchlein hat nicht, vor allem in der Bundesrepublik nicht, die Beachtung
gefunden, die es verdiente, um Außenstehenden das Problem des heutigen Elsasses
nahezubringen.

2 Ebd. S. 140.

3 Das ist der Name seines Schützlings.

4 ..Zunge nicht französisch... Herz ist französisch".

5 ..Es lebe Frankreich! Verdammt sei Preußen!"

6 ..Frankreich... Unser Mutterland (was dem deutschen Vaterland entspricht).

7 Z. B. Rudolf Wackernagel (Schweizer), Geschichte des Elsasses. Basel 1919.

8 Frederic Hoffet, Psychanalyse de l'Alsace. Paris. 1951; S. 38: ..Contrairement ä ce quaf-
firment certains historiens, l'annexion a la France en 1648 fut loin d'etre consideree
comme un evenenement heureux par lensemble de la population alsacienne".

297


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0297