http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0325
56%
(unter 500 fl)
(1000-1500 fl)
26%
(500-1000fl)
Grundbesitzverteilung Gemeinde Rammersweier 1841 (1 fl = 1 Gulden)
Quelle: Grundsteuerkataster 1841
den Spielraum der Gemeindeverwaltung zusätzlich ein. Die Rammerswei-
rer Gesellschaft stand vor der Zerreißprobe. Wie sollte das Dorf die ökonomische
Kraft aufbringen, Hunger, Elend, Arbeits- und Bodenmangel und
Überschuldung gleichermaßen zu bewältigen?
Das bisherige soziale Gefüge vermochte dem Druck der Gegebenheiten
nicht mehr standhalten. Der wirtschaftliche Niedergang zerstörte die sozialen
Grundlagen und Sicherheiten. Den Betroffenen blieb nichts anderes
übrig, als ihrem Heimatdorf den Rücken zu kehren. Hinzu kam das Versagen
der kommunalen, kirchlichen und staatlichen Fürsorge. Bettelei, Diebstahl
und Protest nahmen zu.
Bürgermeister und Gemeinderat standen der katastrophalen Lage hilflos gegenüber
. Versuche das ,,alte" Dorf zu retten, waren zum Scheitern verurteilt
.
Angesichts solcher katastrophaler Zustände liegt die Frage nahe, ob und wie
die Betroffenen darauf reagierten. Die Rammersweier-Studie zeigt: Die
Dorfbewohner verhielten sich keineswegs immer passiv auf Ereignisse und
gesellschaftliche Veränderungen. Zahlreiche Protestartikulationen fanden
,,im kleinen" statt.23
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