http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0329
Gehen wir einen Schritt weiter und werfen einen Blick in die örtlichen Strafregister
, sichern Spuren zu einem weiteren Mittel des Protests: der „sozialen
Kriminalität".
Gemeint sind, im Unterschied zur gewissermaßen gewöhnlichen Kriminalität
mit egoistischen Motiven, Delikte wie Feld- und Waldfrevel, die als
Erscheinungsform des sozialen Protests begriffen werden.
..Wie die kollektive, öffentliche und gewaltsame Aktion erscheint der .heimliche" Diebstahl
als ein Handeln, das keine allgemeinen Normen, sondern die — oft historisch neuen — Normen
der Herrschaft verletzt und sich dabei in Ubereinstimmung mit den normativen Standards
der unmittelbaren kommunalen Umwelt weiß, ja durch diese unterstützt wird, da es
auf die Behauptung oder Widerherstellung der .Gerechtigkeit' zielt."42
Der Pauperismus, der Mangel in der Erfüllung lebenswichtiger Bedürfnisse
trotz angestrengter Arbeit stellte eine Bedingung der massenhaften Eigentumskriminalität
.43 Entwendet wurden Bruch- und Fallholz, Gras, Kräuter,
Moos und Streuwerk. Die andere Bedingung lag an der gesamtwirtschaftlichen
Bedeutung des Waldes. Infolge der wachsenden Ökonomisierung wurden
Teile des Waldes für die kollektive Nutzung geschlossen, um das
Wachstum der Anpflanzungen nicht zu gefährden. Für die Kleinbauern,
Handwerker und Vermögenslosen entfiel damit ein lebensnotwendiges traditionelles
Nutzungsrecht.
Kam es in Rammersweier und Umgebung zu dem andernorts registrierten
Anstieg sozialer Kriminalität?44 Die These bestätigt sich.
In den Krisenjahren 1831 / 33 nahm die Zahl von Feld- und Walddiebstählen
nicht nur in Rammersweier sprunghaft zu.
Feldfrevel in Rammersweier
1826 13 Fälle
1827 14 Fälle
1831 39 Fälle
1832 41 Fälle
1833 25 Fälle
1834 23 Fälle
Fälle von Feldfrevel in Rammersweier
Quelle: Gemeinderechnungen
Die Holzfäller der waldreichen Stadt Offenburg beobachteten regelrechte
Raubzüge. Bewohner der umliegenden Dörfer seien dabei, den Wald zu verwüsten
.45 Im Juni 1832 verstärkte die Stadt ihre Nachtwachen. Ein Gut-
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