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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 334
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0334
Der Streit um das Für und Wider einer eigenständigen Weingartener Pfarrei
taucht tatsächlich seit dem 17. Jahrhundert in verschiedenen Quellen auf.

Hundert Jahre später, im April 1776, richtete die Bevölkerung des Stabes
Zell einen Bittbrief an das Vogteiamt und forderte für die Weingartener Kirche
einen eigenen Pfarrer.67 Die Bittsteller konnten auf die Hilfe des Ortenberger
Gerichtsvogtes und Kirchschaffners von Gottwald zählen. Das
Ersuchen der Weingartener ging auf eine große Unzufriedenheit mit den
Offenburger Pfarrern zurück. Erzürnt über die Art der Behandlung, die ihnen
durch die Geistlichen der Offenburger Mutterkirche Hl. Kreuz widerfuhr
, verfaßten die Gläubigen Beschwerdebriefe an die Landvogtei. Der
Grundtenor blieb immer der gleiche. Die Begräbnisgebühren seien zu hoch,
die Offenburger Pfarrer seien weniger am Seelenheil der Rebgemeinden als
an ihren Abgaben interessiert. Die Beamtenschaft der vorderösterreichischen
Regierung nahm sich der Sache an, nicht aus Menschenfreude, nein,
purer Eigennutz stand dahinter. Endlich stand man vor der Gelegenheit, einen
Teil der Zehnteinnahmen der Freien Reichsstadt Offenburg und des
Straßburger Bistums für sich zu behalten.

Die beiden streitenden Parteien blieben in der Sache hart, zu viele wirtschaftliche
Interessen standen auf dem Spiel. Bei den Offenburgern machten
sich die Bäcker, Krämer und Wirte gegen die neuen Pläne stark. Sie
wehrten sich hartnäckig gegen die Eigenständigkeit Weingartens. Zu Recht
bangten die Zünfte um ihre Einkünfte an Sonn- und Feiertagen, für welche
die Gläubigen aus den umliegenden Dörfern Woche für Woche sorgten.
1781 war es dann soweit: In der Gemeinde Zell fand eine „kumulative Untersuchung
" statt. Viel Prominenz kam in den kleinen Ort. Jede Partei
schickte einen Vertreter.

Wer von den männlichen Haushaltsvorständen eine eigene Pfarrei guthieß,
durfte seine Stimme erheben.

Wie ging die Umfrage aus? Anders als man voraussehen konnte: Die Mehrheit
der Weingartener stimmte gegen die Loslösung. Wie ist der plötzliche
Sinneswandel zu erklären? Für den so um das religiöse Volkswohl besorgten
, aufgeklärt denkenden Oberamtsrat von Wellenberg ging eine Welt
unter.

Ging da alles mit rechten Dingen zu? Wellenberg konnte das Umschwenken
der Weingartener nicht verstehen. Resigniert schrieb er: ..Das Unheil beruhe
auf irrigen begriffen, oder auf Eigensinn und Nebenabsichten oder auf
unerlaubten Verleitungen."68

Einige Tage später klärte sich das Rätsel auf.

Ludwig Öttinger, Joseph Mayer, Fidel Falk und Martin Vogt legten eine Beschwerde
ein: Der Offenburger Kaplan Schwendemann hatte nämlich die

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