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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 364
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Solchen kleinen Hindernissen standen aber immer noch massive Probleme
gegenüber. Die ersten Gespräche über den Erwerb von Grundstücken wurden
schon im Juni geführt, das eine oder andere Gelände konnte auch angekauft
werden, doch insgesamt zogen sich die Verhandlungen hin. Schon
damals gab es so etwas wie Bodenspekulation, in den zuständigen Gremien
sprach man von „Liebhaberpreisen", die die Eigentümer fordern wollten.
Bei Tagfahrten im September und anfangs Oktober konnten nicht alle
Meinungsverschiedenheiten und Preisvorstellungen geklärt werden. Mit
65 Besitzern mußte wegen rund 100 Grundstücken verhandelt werden
(in Oberharmersbach 9 Besitzer und 16 Grundstücke), um die benötigten
1800 Ar erwerben zu können. Es war abzusehen, daß es nicht ohne Enteignungsverfahren
abgehen konnte. Bis Januar 1904 war das Gelände soweit
bereitgestellt, die Enteignungen und die Eintragungen ins Grundbuch zogen
sich bis 1912 hin.38

Die unerwarteten Forderungen und die Hartnäckigkeit mancher Betroffener
schlugen sich auch in erhöhten Kosten nieder. Die ursprünglich veranschlagten
Grundstückskosten von 185.000 M reichten bei weitem nicht aus.
Schließlich waren 241.000 M erforderlich, wobei nur für ca. 84.000 M freihändig
Grundstücke erworben werden konnten, der Rest entfiel auf das zu
enteignende Gelände.39 Für Zell und Unterharmersbach blieb es bei der
maximal vereinbarten Summe von 65.000 bzw. 20.000 M. Mit allen Nebenkosten
einschließlich der Anwaltsgebühren, Verwaltungs-, Steuer- und
Stempelausgaben sowie sonstiger Auslagen, auch für die Festlichkeiten, bezahlten
die Talgemeinden 303.580,22 M.

Der Baubeginn

Am 6.4. 1904 begann mit dem ersten Spatenstich der Eisenbahnbau. Zwei
Tage später traf der erste Bautrupp mit 25 Italienern ein, die wie die später
nachfolgenden nur zum Teil in Gaststätten, überwiegend jedoch notdürftig
in Baracken einquartiert wurden.40 Die ganze Strecke war in drei Lose eingeteilt
und an die Mannheimer Firma Rösch & Sänger vergeben, die überwiegend
Italiener beschäftigte. In fünf Monaten sollten die Arbeiten bis zur
Schienenlage fertiggestellt sein. Die Bauaufsicht lag bei Oberingenieur
Köckert und bei den Bautechnikern Strobel, Kunzmann und Lorenz. Die
Hochbauten wurden an heimisches Gewerbe vergeben.

Nach Abschluß der Baustelleneinrichtung lief im Mai die Arbeit auf der gesamten
Strecke an. Mit Spitzhacke und Schaufel und Lore wurden entlang
der 10,6 km langen Strecke rund 46.000 cbm Erde auf- und rund 70.000 cbm
abgetragen. Zwischen der Abzweigstation Biberach / Baden und der Endstation
Oberharmersbach-Riersbach liegt eine Strecke von 10,6 km mit einem
Höhenunterschied von 119 m. Die größte Steigung beträgt 2 %, auf 8,3 km

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