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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 399
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gerötzten Schauben wurden aufgebunden und auf dem Acker zum Trocknen
gespreitet.

Schon seit altersher versuchten die Menschen das Trocknen des Hanfes vom
Wetter unabhängig zu machen. Mancherorts benutzte man sogenannte
Hanfdarren". Das waren rechteckige Gruben, die mit frischgeschlagenen,
grünen Pfählen belegt waren, so daß eine Art Rost entstand, auf den dann
der Hanf gelegt wurde. Darunter wurde ein Feuer entfacht, das den Hanf
trocknete. Daneben ersannen die Menschen auch noch allerlei andere, nicht
immer ungefährliche Methoden, der Witterung ein Schnippchen zu schlagen
und den Hanf, vor allem in feuchten Jahren, zu trocknen.

So berichtet uns die Dorfordnung der Gemeinde Rust von 1565:
,,Dieweil sich auch ettliche gelüsten laßen, den Hanf in den Stuben, Bachöfen
oder sonst zu dörren, auch auf den Biehnen bey Liecht zu hächeln,
darauß dann unterschiedlichen mahlen Feüwer und Brünste entstanden,
auch durch solche Fahrläßigkeit eine ganze Gemeinde und Bürgerschaft beschädigt
werden könnte.."1

Beim nachfolgenden „Schleißen", d. h. Schlenzen, wurden die Stengel gebrochen
und mit einem Däumling die groben Fasern abgeschlenzt. Diesen
Schleiß- oder Grobhanf, der den Hauptanteil der Ernte stellte, drehte man
zu kleinen Bündeln und verkaufte sie nach Gewicht zur Herstellung von
Seilen und Säcken.

Beim nächsten Arbeitsgang mußte die Faser von allen unbrauchbaren Stengelteilen
befreit werden. Dies geschah zuerst mit der Hanfbreche, die nur
zwei Längshölzer hatte und dann mit der Knitsche mit drei Längshölzern.
Der Hanfbrecher nahm jeweils eine Handvoll, eine ,,Hampfel", und bearbeitete
sie von beiden Enden her. Die körperlich anstrengende Arbeit an der
Breche besorgten die Männer, das Knitschen die Frauen.

Nun wurde der Brechhanf gehechelt. Die Hechel war ein Brett, in das Nägel
eingeschlagen waren und ca. 10—15 cm herausstanden. Man unterschied
dabei Grob- und Feinhechel. Durch dieses Kämmen wurden die restlichen
Holzteile entfernt. Das fertiggestellte Faserbündel hieß „Riste". Die erste
Riste war lang. Beim nochmaligen Auskämmen gab es eine kurze Riste. Als
letzter Rest blieben wirre, grobe Fasern, der „Kuder", d.h. Werg.

Der Brechhanf kam nun in die Plauel. Sie erhielt ihren Antrieb durch Wasserkraft
. Das Wasserrad setzte eine starke Zapfwelle in Bewegung, deren
Holzzapfen starke Eichenbalken hoben und fallen ließen. Dabei säuberten
sich die Fasern, sie wurden weicher und feiner. Bei der Hanfreibe trieb das
Wasser, ähnlich der Ölmühle, einen schweren, glockenförmigen Stein, der
rundum lief. Auf seinem Bett wurde der Hanf ausgelegt, und der Stein lief
über das Bündel, bis auch die letzten Nebenstoffe vom Gespinst beseitigt
waren.

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