Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 513
(PDF, 143 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0513
Europa im Leben und Werk Rene Schickeies

Rede zur Eröffnung des Rene-Schickele-Kolloquiums
Straßburg, 16. November 1990, Palais de l'Europe.

Adrien Finck

Was blieb mir da noch? Meine ,,Idee". Sie war alt und zäh, meine Idee, mit
sechzehn Jahren hatte ich sie gefunden, und wer mit sechzehn Jahren eine
Idee findet, der ruht nicht eher, als bis er sie sich einverleibt hat, der umhegt
und pflegt sie und bewehrt sie mit Türmen, in die er Musikspiele einbaut
und eine Sturmglocke für die Stunden der Gefahr.'

So spricht Claus von Breuschheim in der Romantrilogie Das Erbe am
Rhein. Der Leser erkennt Rene Schickeies Bekenntnis zur europäischen
Idee, und zwar in ihrer pazifistischen Bedeutung (Claus nennt sie ausdrücklich
seine „pazifistische Idee"), in der Perspektive der deutschfranzösischen
Versöhnung und des Elsaß als symbolischen Ort dieser Versöhnung
(Straßburg, heißt es im folgenden Satz, ,,als die Verkörperung und
leibhaftige Predigt meiner Idee")...

Europa steht heute auf der Tagesordnung. Von Europa wird viel — ja vielleicht
allzu viel — gesprochen, fast müssen wir den Europagedanken vor
dem Gerede schützen, das ihn zur Banalität werden läßt. Schickele aber gehört
zu denen, die von Europa sprachen, als dies noch unzeitgemäß war,
persönlichen Einsatz erforderte und ein Wagnis bedeutete; von seinem Werk
aus können wir die treibende Kraft dieser Idee neu erfassen. Es darf gleich
vorweggenommen werden, wie sehr Europa für ihn eine erlebte, ja lebensnotwendige
, nicht bloß politische sondern existentielle Vision war und bedeutsam
mit seinem Werdegang verbunden ist.

Ich will versuchen, dies in den wesentlichen Etappen seines Lebens zusammenfassend
darzustellen, wobei zugleich die Beständigkeit und die Entwicklung
der ,,Idee" hervortritt. Nicht zuletzt soll es darum gehen, nach
der Aktualität von Schickeies Botschaft zu fragen.

* * *

Rene Schickele sprach von seiner ,,gallisch-alemannischen" Abstammung2
und verlieh ihr eine symbolische Bedeutung: So fühlte er sich zum Vermittler
zwischen Deutschland und Frankreich, das heißt zum Europäer geboren
. Die Europa-Idee ergab sich für ihn schon früh aus seiner elsässischen
Situation. Ich brauche nicht an das Grenzlandschicksal, das Hin- und Her-

513


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0513