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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 537
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Den Auftakt zu den Landtagswahlen 1905 bildete die von der sozialdemokratischen
Parteileitung auf den 2.9. einberufene Protest-Versammlung in
der „Michelhalle". Als Redner waren der Redakteur W. Kolb zum Thema
,,Die badische Eisenbahnpolitik" und Monsch mit dem Referat „Gegen den
Fleischwucher" angekündigt. Daß die Versammlung sehr gut besucht war,
lag an der Aktualität des Themas, denn schon seit Wochen lagen die
Fleischpreise unerhört hoch. Die Neuwahlen zur II. Kammer der Ständeversammlung
waren auf den 19. Oktober festgesetzt. Für die Sozialdemokraten
kandidierte Georg Monsch, der gegen zwei Rechtsanwälte antreten
mußte: Bechler vertrat das Zentrum und Muser einen Block aus liberalen
Parteien (Demokraten, Nationalliberale, Jungliberale, Freisinnige). Die Sozialdemokraten
kamen allerdings mit der Propaganda bald ins Hintertreffen
, da ihr Kandidat Monsch, ,,der am raschen Aufblühen der Stadt sein
redliches Verdienst hat, erkrankt ist". Im ersten Wahlgang erhielt Bechler
986, Muser 784 und Monsch 407 Stimmen. Geck kommentierte das Ergebnis
am 22. 10.: „Am ruhigsten spielte sich der Kampf im sozialdemokratischen
Lager ab, da die schwere Krankheit ihres Kandidaten wie ein
Alpdruck auf den Wählern lastete. Letztere Partei wird aber, trotz ihrer niedersten
Stimmenzahl, auf das Endresultat am stolzesten sein dürfen, da sie
die ihr zugefallenen Stimmen als reine, prinzipienfeste Parteistimmen sich
zurechnen darf. Beide gegnerische Parteien schlugen Kapital aus der bedauerlichen
Krankheit des auch in Bürgerkreisen beliebten Kandidaten, und
man kann ruhig sagen, zartfühlend waren die Argumente nicht, die in's Feld
geführt wurden. Nun will es die Nemesis, daß die entgiltige Entscheidung
in den Händen der Sozialdemokraten ruht. Bis zur Stunde ist noch keine
Parole erteilt." Diese erging am 25. Oktober mit einem Aufruf ,,an die 407
Wähler des Kandidaten Monsch!", bei der Stichwahl dem demokratischen
Kandidaten, Rechtsanwalt Oskar Muser, ihre Stimme zu geben. Tatsächlich
befolgten die Anhänger von Monsch die Weisung der Partei, so daß Muser
1200 Stimmen erhielt; Bechler verfehlte trotz eines Zuwachses von 106
Stimmen mit 1092 das Ziel.

Mit dem Pferdchen auf den Vesuv: plötzlich stand er ganz allein

Eine Italienreise im März des folgenden Jahres mit einer Reisegesellschaft,
zu der auch 6 Offenburger gehörten, ließ Monsch Krankheit und Wahl vergessen
. Während des vierwöchigen Aufenthaltes lernt er nicht nur die Sehenswürdigkeiten
kennen, sondern auch die soziale Rückständigkeit mit
ihren Schattenseiten. Simple Bedürfnislosigkeit des schaffenden Volkes ermögliche
seine Ausbeutung. Bei seinem Besuch in Venedig notierte er, daß
gerade dort niedere Löhne bei langer Arbeitszeit gang und gäbe seien. Arbeiterfürsorge
könne man mit der Lupe suchen. In Genua bewundert er die
verschwenderische Pracht der Kirchen und stellt fest, daß die ärmsten Hafen-

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