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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 540
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Monsch gewinnt in der nationalliberalen Hochburg Lahr!

Die Neuwahlen zur 2. Kammer der Ständeversammlung fanden am 21. Oktober
1909 statt. Monsch kandidierte sowohl in Offenburg als auch in Lahr.
In den 5 Stimmbezirken Offenburgs kam es zu folgendem Ergebnis: Muser
(Block) 773, Simmler (Zentrum) 947, Monsch (Soz.) 682 Stimmen (28,4 %
der abgegebenen Stimmen), davon erhielt er im 3. Bezirk mit 160 Stimmen
vor Simmler (158) das beste Ergebnis (39,4 %). Bei der folgenden Stichwahl
kandidierte er nicht mehr. Im 25. Wahlkreis (Lahr-Stadt) erhielt Monsch
974, Professor Otto Kunzer in Freiburg 907 und Redakteur Vinzenz Häfner
198 Stimmen. Das war natürlich für Monsch ein großes Ereignis, das einen
Höhepunkt seiner politischen Laufbahn bedeutete. Vor der Stichwahl sprachen
Monsch und Dr. Frank in einer großen Wahlversammlung im überfüllten
Rappensaal. Mit 1273 Stimmen gewann er in der nationalliberalen
Hochburg ein sensationelles Mandat für die Sozialdemokratie gegen den
aus Lahr stammenden Prof. Kunzer. „D'r alt Offeburger" kommentierte
am 28. 11. 1909: „Wir Offenburger freuen uns, wenn der Stadtrat, dessen
bald viertelhundertjähriger Priesterschaft unser Gemeinwesen so allgemein
geschätzte Vorzüge verdankt, nun seine Adoptivtochter am Schutterstrand
mit väterlicher Liebe glücklich macht. Möge es geschehen zum sicheren
Zeichen, daß Offenburg und Lahr nicht geographische Rivalen, sondern
freundschaftliche Geschwister des Vaterlandes sind." Als dieser Artikel erschien
, wurde am Abend im Stadttheater Offenburg die Operette ,,Der Bettelstudent
" aufgeführt, in der im Lokalcouplet auch dieser Wahlsieg
besungen wurde. Die „Badische Presse" würdigte das Ereignis mit dem
Gedicht „Die rote Fahne zu Lahr" und die „Lahrer Zeitung" kommentierte
es in einem humoristischen Dialektgedicht.

Alte Liebe rostet nicht

Monsch erinnerte sich zeitlebens an die für ihn so bemerkenswerte Landtagswahl
, wenn auch manchmal wehmütig, wie in einem Brief vom
13.7. 1918 an Adolf Geck, als die Offenburger Genossen zu einem Wandertag
nach Lahr rüsteten:14 „In der vorletzten Versammlung hat uns ein Lahrer
Parteigenosse eingeladen, Lahr einen Besuch zu machen, das freute
mich unendlich und eine förmliche Sehnsucht erfüllte mich in der Erinnerung
an die heiße Kampfeszeit und an den in ganz Baden für undenkbar gehaltenen
stolzen Sieg der begeisterten Lahrer Genossen. Doch in die
sonnige Freude baldigen Wiedersehend drang nachher der dunkle Schatten
der Erinnerung, wie schnell auf höheren Befehl die Lahrer Freunde ihren
Kandidaten vergessen und verleugnet haben; ja, sie getrauten mir weder
Briefe zu schreiben, noch mich zu besuchen. Jedoch darf ich mir sagen, daß
ich alles einsetzte, um der Stadt Lahr und der Arbeiterschaft nützlich zu
sein und ihre Interessen zu wahren." Er erinnerte daran, daß er in der Lah-

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