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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 548
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mehrheit den Anschluß an die „Unabhängigen" beschlossen, trat Monsch
auch dem am 11. August gegründeten neuen Verein (USP) bei, wobei dieser
unter der Führung von Adolf Geck mit wenigen Ausnahmen weiterhin stets
als „Sozialdemokratischer Verein Offenburg" auftrat. Er bedauert die Spaltung
sehr, hofft aber auf eine spätere Wiedervereinigung. Sein politischer
Einsatz bleibt ungebrochen. Zunächst zieht er sich zurück, denn der Siebzigste
steht vor der Tür. Diese hohe Ziffer hatte für ihn viel Bedenkliches, hatte
Erdgeruch bei der Möglichkeit eines plötzlichen Kurzschlusses an sich. Er
befürchtete aber auch eine Flut der Gratulationen und flüchtet deswegen mit
seiner Frau nach dem lieblichen Baden-Baden in die Pension Lutz, Witwe
des verstorbenen „roten Apothekers" und Landtagsabgeordneten. Doch
beim Mittagessen in der „Rose" erschien Adolf Geck und überbrachte namens
des Stadtrates einen mit Blumen und farbigen Bändern geschmückten
und in der Kriegszeit besonders willkommenen Waschkorb voll Birnen, Äpfeln
, Pfirsichen und anderen Früchten. Obst gab es in jenem Jahr zwar reichlich
, mußte aber mit hohen Preisen bezahlt werden. Was ihn besonders
freute: die Lahrer bedachten ihren ehemaligen Landtagsabgeordneten mit
Blumenschmuck, der von einer Abordnung überreicht wurde, und nicht zuletzt
die etwa hundert brieflichen Glückwünsche. Alles in allem wurde der
Siebzigste zum fröhlichen Festtag, der aber noch nachhaltige Wirkungen
zeigte, denn er hatte als Geschenk das Buch „Charles Fourier. Sein Leben
und seine Theorien" von August Bebel (1907) erhalten. Besonders beeindruckt
war er von der Skizze eines Phalanx-Gebäudes. Als er sich gegen die
Behauptung wehrte, der Zukunftsstaat sei Gleichmacherei, öde und geradezu
ertötend, setzte er dem entgegen: „Nein, impulsives Schaffen, Streben, Denken
, stets Neues zu ersinnen im Dienste der Kultur, zum Nutzen aller. Nicht
schematisch ist auch das private Leben der Genossen eingerichtet. Jeder kann
sich nach seinem Gusto, seinem Wunsch vernunftgemäß das Dasein gestalten
. Will er im Einzelhaus mit eigenem Herd mit den Seinen wohnen, steht
es ihm frei. Die Magazine voller Waren stellt ihm der Staat frei zum Bezüge
zur Verfügung. Will er in einer Phalanx wohnen, ähnlich einem großen Hotel
besten Ranges, stehts ihm zu Belieben". Zur Skizze des Phalanx-Gebäudes
(Phalanstere) vermerkte er: „Welch eine großzügige Idee vor 130 Jahren, gesunde
, komfortable Wohnungen zu schaffen mit Zentralheizung und allen
modernen hygienischen Einrichtungen für das Volk. Wie jämmerlich ist die
heutige Idee mit kleinen Hütten für je eine Familie. Welch eine qualvolle Arbeit
für eine Proletarierfrau!"

Bei Fourier fühlte er sich von einem Gleichgesinnten angesprochen, der den
Nachweis zu erbringen sucht, „daß seine Theorien mit der Lehre Jesu, den
Schriften des Neuen Testaments in Einklang ständen" (Bebel). Fand Monsch
bei Bebel im Kapitel „Bodenmeliorationen" die Anregung und Begründung
für ein weltweites Kulturwerk, große, fast unfruchtbare Landstrecken durch
künstliche Bewässerungsanlagen in fruchtbare Gegenden zu verwandeln, was

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