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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 599
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Doch mehr als eine schulische schien Dinters Neigung eine literarische
Karriere zu entsprechen, so daß er, nach dem großen Erfolg seines ersten
Stücks weitgehend finanziell unabhängig, sich für die Existenz eines freien
Schriftstellers entschied: 1904 war am Theater seiner Heimatstadt Mülhausen
die Mundartkomödie ,,D' Schmuggler" herausgekommen, die, der Aktualität
und politischen Brisanz ihres Stoffes wegen, Aufsehen erregte und
in einer hochdeutschen Fassung auch auf vielen Bühnen Deutschlands gespielt
wurde.7 Wegen ihrer ,,elsässischen" — und also sowohl Frankreich
wie durchaus auch Deutschland gegenüber kritischen — Position war die
Komödie sogar einer Pariser Bühne willkommen, wo es das Stück auf 60
Aufführungen brachte.

Diesen Erfolg, den in einen Durchbruch als Theaterautor zu verwandeln
ihm mit keinem seiner weiteren Stücke7" gelingen sollte, flankierte Dinter
mit Regietätigkeiten sowohl in Berlin als auch in der Provinz (u.a. beim
,,Elsässischen Theater" in Thann). 1908 gehörte Dinter, zusammen mit
Heinrich Lilienfein und Max Dreyer, zu den Mitbegründern des „Verbands
Deutscher Bühnenschriftsteller", dem sich mit der Zeit einige der bedeutendsten
Dramatiker der Zeit anschlössen — u.a. Gerhart Hauptmann,
Hermann Sudermann, Arthur Schnitzler und Max Halbe. Dinter indes war
die Idee einer berufsständischen Interessenorganisation eher fremd; mit Literatur
verband sich für ihn ein absoluter Anspruch — und die Chance, wo
nicht die Verpflichtung zu weltanschaulich-sittlicher Betätigung, wie sie
ihm durch seine religiöse Prägung vorgegeben war. So sind denn auch Anlaß
und Umstände höchst bezeichnend, die dazu führten, daß Dinter 1914
als Direktor des verbandseigenen Theaterverlags abgesetzt und zwei Jahre
später sogar aus dem Verband ausgeschlossen wurde: Bei einer Aufführung
von Carl Vollmoellers Drama „Mirakel" in Berlin hatte sich Dinter erhoben
, um von seinem Platz aus in einer kurzen Rede gegen die Verhöhnung
und Profanierung der christlichen Liturgie zu protestieren. Die Direktion
der Reinhardt-Bühnen beschwerte sich daraufhin beim Bühnenverein, der,
naturgemäß geschäftlichen und nicht inhaltlichen Argumenten folgend,
Dinter kurzerhand von seinem Posten suspendierte.8 Derselben Protesthaltung
entsprang Dinters Schrift „Weltkrieg und Schaubühne", die 1916 im
rechtsradikalen Verlag J. F. Lehmann erschien — in ihr begriff er den Zustand
des Gegenwartstheaters als Ausdruck der sittlichen und geistigen
Volkswerte, sprach der zeitgenössischen Bühnenarbeit jeden moralischen
Anspruch ab und regte die Schaffung eines „Reichsverbands zur idealistischen
Erneuerung der deutschen Schaubühne" an. Bereits in dieser Schrift,
die als Ausdruck seiner missionarischen Veranlagung gelten kann, spielte
Dinters Antisemitismus eine Rolle — wenn dieser sich auch noch aus einem
antiliberalen Impuls speiste, wie er vielfach für die akademische Schicht
der spätwilhelminischen Gesellschaft typisch war. Daß der Antisemitismus
Dinters kräftige Impulse auch durch seinen ausbleibenden Durchbruch als

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