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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 694
(PDF, 143 MB)
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dersetzungen. daß die politischen Kräfteverhältnisse
, die Zielsetzungen, die politischen
Strategien und Entscheidungen ohne
die genaue Kenntnis der politischen Tradition
und der wirtschaftlichen und sozialen
Strukturen nicht angemessen verstanden
werden können."

In dieser Vorgeschichte spielt die Entwicklung
der badischen Sozialdemokratie eine
besondere Rolle. Es mag formell stimmen,
daß ein Landesverband 1890 gegründet
wurde, aber Adolf Geck, der es schließlich
als Einberufer am besten wissen mußte, betonte
stets ausdrücklich, daß als Gründungsakt
der am 27. Oktober 1889 in Offenburg
stattgefundene erste badische Arbeitertag
anzusehen sei. Großes Aufsehen erregte
1905 in Deutschland die Wahl Gecks zum
2. Vizepräsidenten, jedoch mußte er nicht
„vorzeitig zurücktreten", (S. 53) sondern
wurde in der folgenden Sitzungsperiode
nicht wiedergewählt.

In der weiteren übersichtlichen und interessanten
Darstellung der sozialen und politischen
Entwicklung werden die Politik des
Burgfriedens und die Entstehung der
USPD aufgezeigt und die Krisen im Ersten
Weltkrieg im Zusammenhang mit den sozialen
Folgen der Kriegswirtschaft geschildert
. Im badischen Musterländle hält man
es trotz Zuspitzung der Krise nicht einmal
für angebracht, den Landtag einzuberufen.
Mit den geplanten Reformen kommt die
Regierung nicht mehr zum Zuge, am 8. November
1918 setzt auch in Baden mit dem
Aufstand der Garnisonen Lahr und Offenburg
der Umsturz ein, nachdem es in Offenburg
, wie man hinzufügen muß, schon
im Laufe des Oktobers zu mehreren gravierenden
Zwischenfällen gekommen war, bei
denen Soldaten Revolution und Republik
hochleben ließen.

Einen Schwerpunkt der Revolutionszeit
bildet die Darstellung der Bildung, Ausbreitung
, Organisation, Tätigkeit und Zielsetzung
der Räte, insbesondere der politischen
Bedeutung der Arbeiterräte, wobei
die Autoren darauf hinweisen, daß die vorliegende
Darstellung auch künftig der
Ergänzung durch den Dokumentenband
von 1980 bedarf. Es bleibe bemerkenswert,
daß in Baden — anders als auf Reichsebene

und in anderen Einzelstaaten — immerhin
einmal der Versuch unternommen worden
sei, aus der Rätebewegung heraus ein eigenständiges
Verfassungsmodell zu entwickeln
.

Die Autoren, welche die revolutionären Ereignisse
in ihrem lesenswerten Abriß bis
zur Auflösung der Räte Ende Oktober 1919
verfolgen, kommen zu dem Schluß, daß es
sich um eine steckengebliebene, unvollendete
, um eine halbe Revolution gehandelt
habe.

Die Darstellung schließt mit einem Anhang
biographischer Informationen handelnder
Personen, die am Revolutionsgeschehen in
Baden aktiv beteiligt waren; er umfaßt Angaben
über 166 Personen, die bei zwei
Dritteln auch die Geburtsdaten enthalten.
Der in diesem Verzeichnis genannte Georg
Monsch gehörte 1888 noch nicht der SPD
an. Zu ergänzen wäre, daß er später der
USPD beitrat. Das von ihm mitgegründete
Offenburger „Volksblatt", erschien bereits
1906. Auffallend ist der geringe Anteil von
Frauen; die Übersicht führt eine einzige
Frau in Offenburg auf. obgleich dort übrigens
eine zweite dem Oberausschuß des
Arbeiterrates angehörte.

Die Kurzbiographien, auf deren Einmaligkeit
im Hinblick auf die Geschichte der Revolution
von 1918 /19 eigens hingewiesen
wird, hätte man sicher unschwer noch ergänzen
können. Bereichert werden Abhandlung
und bibliographische Informationen
durch Illustrationen und zahlreiche
Fotos.

Erwin Dinier

Michel Ertz: Friedrich Lienhard und
Rene Schickele. Elsässische Literaten
zwischen Deutschland und Frankreich.
Olms Presse Hildesheim - Zürich -
New York, 1990. 450 Seiten, 49,80 DM.

Der ältere der beiden im Buchtitel genannten
Literaten — dieser Ausdruck deutet
an. daß es hier nicht in erster Linie um
„Poesie" geht —, Friedrich Lienhard
(1865—1929), Vertreter einer heimatverbundenen
Dichtung, war einst in evangelischen
Kreisen, gerade auch in Pfarrhäusern
, sehr bekannt, nachdem 1910 sein

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