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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 697
(PDF, 143 MB)
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das als vollständiges Inventar der 42 Bildstöcke
, 14 Stationen eines Bildstockkreuzweges
, 44 Kreuze (richtiger: Kruzifixe)
und 7 Kapellen angesehen werden kann.
Der Leser erfährt, daß die Bildstöcke fast
durchweg aus dem 18. und 19. Jahrhundert
stammen und daß sie allmählich durch
Kreuzdarstellungen verdrängt wurden.

Letztere stammen zumeist aus der Werkstätte
des Mathias Ambs (1804-1865), der
durch zahlreiche Werke auch im Kinzigtal
nachgewiesen ist. Im 20. Jahrhundert wurde
der heimische Buntsandstein durch ortsfremdes
Material — hellen Sandstein,
Kunststein oder Marmor — verdrängt.
Holzkreuze mit schützendem Walmdach
und seitlich angebrachter Bretterverschalung
kamen erst in der Zeit nach dem 2.
Weltkrieg auf.

Im Jahre 1977 entstand die heutige Gemeinde
Schuttertal aus den seitherigen Gemeinden
Schuttertal, Dörlinbach und Schweighausen
. Die gut arrondierte Gemarkung
fällt ziemlich genau mit dem Einzugsgebiet
der oberen Schutter zusammen. Uralte
Grenzsteine, z.T. aus dem 16. Jahrhundert
(Himmelsberg, Hessenberg, Heuberg, Auf
der Schanz), dokumentieren die ehemaligen
Herrschaftsverhältnisse. So finden sich
die Wappen der Geroldsecker und des Klosters
Ettenheimmünster, aber auch die Hoheitszeichen
der benachbarten Fürstenber-
ger. Den herrlichen Dreimärker Schuttertal
/ Prinzbach / Welschensteinach von 1599
(Auf der Schanz) holten sich die Fürsten-
berger (mit welchem Recht?) nach Donaueschingen
. Eine Nachbildung von 1912
steht am ursprünglichen Standort.

Wer seinen Geschichtsinteressen gerne bei
Wanderungen nachgeht, dem sei das lesenswerte
Buch auch als Wanderführer
wärmstens empfohlen.

Werner Scheurer

Bernd Frenzl, Schramberg. Die Stadt
und ihre Entwicklung unter dem Einfluß
von Gewerbe und Industrie, phil. Diss.
Universität Mannheim 1989, Seedorf
1989. (Eigenverlag des Autors), 309 S.

Die „Uhren- und Fünftälerstadt" Schramberg
ist der Gegenstand dieser umfangreichen
stadtgeographischen Untersuchung,

die ihre Wirtschaftsgeschichte und -struktur
von den Anfängen als 1547 gegründetem
Marktflecken bis heute (Mittelzentrum
, Große Kreisstadt mit ca. 19000 Einw.,
Industriestandort) eindringlich beschreibt.
Danach haben die geographische Lage am
verkehrsfernen Schwarzwaldostrand, die
topographischen Bedingungen des engen
Talkessels und die geschichtlichen Zustände
(bis 1805 österreichisches Lehen, danach
württembergisch und vom „badischen
Ausland" von drei Seiten umschlossen) den
Ort in eine sich in jeder Hinsicht negativ
auswirkende Randlage gebracht. So konnten
sich Gewerbe und Handel in vorindustrieller
Zeit nicht nennenswert entwickeln,
und auch die Frühphase der Industrialisierung
setzte hier nur zögernd ein: Hammerwerk
(1730, unrentabel); Steingutfabrik
(1820), auf Grund guter Standortfaktoren
und staatlicher Hilfe; Strohhutmanufaktur
(1832/34), gegründet als Armenbeschäftigungsanstalt
, was über die damalige
„sozio-ökonomische Situation" (eine Lieblingsvokabel
des Autors) genügend aussagt
. Der Gründer der Steingutfabrik,
I. Faißt, kam übrigens aus Zell a. H„ und
gerne wird man in der Ortenau den diesbezüglichen
Satz zur Kenntnis nehmen,
daß sich , ,auch hier das Kinzigtal als natürliche
Leitlinie, als Einfallskorridor für innovative
Unternehmer / Unternehmungen
(erwies)" (S. 50).

Diese frühen Industriebetriebe brachten
noch keine tiefgreifende Verbesserung der
wirtschaftlichen Situation des Ortes, dessen
Armut in der ersten Hälfte des 19. Jh.
„meist noch die Situation in ganz Südwestdeutschland
" übertraf (S. 46), ausgelöst
auch durch die nahezu Verdoppelung der
Bevölkerung zwischen 1805 bis 1834 auf
2531 Einw. In dieser sich noch lange hinziehenden
Misere geschah „die entscheidende
innovatorische Initialzündung" (S. 65)
durch die Gründung einer Uhrenfabrik
1861 durch Erhard Junghans, der mit seinem
Vater aus Zell a. H. zur Arbeit nach
Schramberg gekommen war. Die hier angelaufene
Uhrenproduktion „nach amerikanischem
Prinzip" (Arbeitsteilung, Normung
, Maschineneinsatz, Akkordarbeit)
brachte nicht nur die ersten industriell
gefertigten Uhren Deutschlands auf den

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