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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 710
(PDF, 143 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0710
der Jägerschmid schrieb 1799 zwar einmal
an List in Mainz, daß der Überbringer eines
Briefes „einer unseres Ordens" sei und
das Zutrauen eines großen Bezirkes habe,
doch wird es sich hier um eine revolutionäre
,.Gesellschaft" gehandelt haben. Daß
seine Tochter Sophie Judith mit dem 1788
in Straßburg geborenen Alexis Massenet
verheiratet war, dessen Vater Prof. Pierre-
Jean Massenet der Loge ,,De la Candeur"
angehörte, läßt keinen sicheren Rückschluß
über eine Logenangehörigkeit zu. Bei Johann
Gottlieb Müller (Bärstecher) gibt es
zwar einige Indizien für eine Logenzugehörigkeit
, aber keinen sicheren Beweis.

Der umfangreichste Beitrag (S. 85—289)
stammt aus der Feder von Franz Xaver
Vollmer. Mit bemerkenswerter Akribie und
unter vielfältigen Aspekten befaßt er sich in
einer grundlegenden und umfassenden Untersuchung
mit den Beschwerdepunkten
(Gravamina) der Ortenauer anläßlich der
Ereignisse im Jahre 1789 und ihrer Vorgeschichte
. Zweck der umfangreichen Arbeit
war, anhand der ergiebigen Quelle der von
den Behörden erfaßten Gravamina, der
..Beschwerungs- und Klagpunktation", zu
klären, inwieweit Gedanken der Freimaurer
, der Illuminaten, Überlegungen der
bürgerlichen Absolutismuskritik und aufgeklärter
Intellektueller in den Bewegungen
des Jahres 1789 wirksam waren, um damit
die Frage: ,,Was wollten die Untertanen
1789 wirklich?" einigermaßen befriedigend
beantworten zu können. Der Autor kommt
dabei zu dem Ergebnis, daß die Masse der
1789 vorgebrachten Beschwerden sich auf
einige wenige, den Lebens- und Interessenkreis
dörflicher Existenz zentral betreffende
Probleme beziehen. Praktisch seien alle
Forderungen dem Rechtsbewußtsein, dem
Erfahrungs- und dem Interessenbereich der
überwiegend bäuerlichen Bevölkerung entsprungen
. Dahinter verbirgt sich eine Fülle
von Beschwernissen. Lasten, Nöten, Bedrückungen
und Wünschen unterschiedlichster
Art, die im einzelnen behandelt
werden, so daß der Leser ein eindrucksvolles
und hinsichtlich der Thematik pointilli-
stisches Bild der sozialen Lage der
Bevölkerung erhält. Die Arbeit gewinnt ihren
besonderen Wert durch die im ersten
Kapitel dargestellten politischen und wirtschaftlichen
Probleme in den einzelnen
Landesherrschaften vor 1789. Die im dritten
Teil behandelte Frage nach dem wirklichen
Ausmaß der Einwirkungen von
Aufklärung und Französischer Revolution
durchzieht im Grunde wie ein roter Faden
die gesamte Untersuchung, welche die Unruhen
und die Gravamina sowohl im zeitlichen
Ablauf wie auch territorial gesondert
darstellt. In den Kernpunkten der ortenau-
ischen Aufstände weist der Autor darauf
hin, daß jeweils die Gemeinden als Ganzes
handelten, wobei das Eigeninteresse der
Dorfgemeinschaft im Vordergrund stand.
Er kommt zu dem Schluß, daß diese Sonderinteressen
schwerer wogen als Gemeinsames
der ganzen Landesherrschaft.

Wenn das behandelte Thema auch vorwiegend
die Historiker und Heimatforscher
anspricht, so ist der Stoff aber so reich gegliedert
und flüssig dargeboten, daß auch
alle sonst Interessierten ihren Genuß an
dieser Arbeit haben werden.

Erwin Dittler

Schnell & Steiner (Hrg.), Pfarr- und
Wallfahrtskirche Gaggenau-Moosbronn.
Verfasser Werner Scheurer.

Wenn man von Gaggenau kommend von
der Höhe herabschaut, erblickt man das
kleine Dörfchen Moosbronn, in dessen
Mitte die Pfarr- und Wallfahrtskirche steht.
Das Titelbild zeigt eher eine isoliert stehende
Kirche — was sie aber in Wirklichkeit
nicht ist.

Man erfährt aus dem kleinen Büchlein der
bekannten Reihe des Verlages Schnell &
Steiner, daß der markgräfliche Architekt
Franz Ignaz Krohmer den Plan samt Kostenberechnung
für die neue Kirche lieferte
. Aufmerksam geworden, erkennt man
dann auch an manchen Details die Hand eines
großen Baumeisters.

Man kann sich ebenfalls gut vorstellen, wie
schwierig es gewesen sein muß, um die alte
Wallfahrtskirche herum, eine so stattliche
Kirche aufzurichten. Erst der Turmbau besiegelte
das Schicksal des kleinen Kirchleins
, das im Inneren der neuen Kirche
stand, wie man aus dem Grundriß auf Seite
5 sehen kann.

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