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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 50
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Fachgruppe für neuere und Zeitgeschichte

Wolfgang M. Gall

Im Jahr 1991 fanden zwei Sitzungen statt. Im März 1991 hielt Manfred Hildenbrand
einen Dia-Vortrag zum Thema „Die beiden Haslacher Konzentrationslager
als Beispiel nationalsozialistischer Gewaltherrschaft in der Or-
tenau". Hildenbrand berichtete von den unmenschlichen Bedingungen, unter
denen die KZ-Häftlinge in den unterirdischen Stollen des Steinwerks
„Vulkan" Rüstungsfabrikationsstätten errichten sollten. Im August 1944
wurde von der SS in einem großen Wehrmachtsschuppen nahe des Haslacher
Sportplatzes ein Konzentrationslager aufgebaut, das als Außenlager
dem KZ Struthof-Natzweiler (Elsaß) unterstellt war. Durchschnittlich
600-700 Häftlinge waren dort auf engstem Raum zusammengepfercht. Es
handelte sich vorwiegend um französische Widerstandskämpfer, aber auch
um Deutsche, Belgier, Luxemburger, Polen und Russen. Dürftige Nahrung
und Kleidung, schlechte Behandlung und das Fehlen von Medikamenten
ließen Krankheiten wie Ruhr, Typhus und Tuberkulose im Lager auftreten.
Im Herbst 1944 starben 192 Häftlinge. Um den Ausbau der Stollen zu unterirdischen
Fabrikationsstätten zu beschleunigen, wurde schließlich ein
zweites Konzentrationslager eingerichtet.

Die Häftlinge der beiden Haslacher Konzentrationslager wurden am 21.
April 1945 aus ihrem „Höllenlager" von französischen Truppen befreit. Am
17. September exhumierte man im Massengrab am Rande des Haslacher
Friedhofs die aufgefundenen 210 Leichen der KZ-Häftlinge. Soweit man
die Toten identifizieren konnte, wurden sie in ihre Heimatorte überführt.
Die sterblichen Überreste von 75 Zwangsarbeitern befinden sich auf einem
neuen Feld des Friedhofs. Ihre Identität konnte nicht mehr festgestellt werden
.

Im Juli vergangenen Jahres hatten wir den Freiburger Historiker Dr. Peter
Fäßler zu Gast, der über die französische Besatzungspolitik in Baden nach
dem Zweiten Weltkrieg referierte. Fäßler bearbeitete zusammen mit Dr.
Reinhard Grohnert und Dr. Edgar Wolfrum das Forschungsprojekt der
Volkswagen Stiftung „Baden unter französischer Besatzung 1945-1952".
Zwei Bereiche der französischen Besatzungspolitik stellte der Referent in
den Mittelpunkt: die Dezentralisierung und Demokratisierung. Neuere Forschungen
zeigen dabei, daß die französische Besatzungsmacht Neuordnungsansätze
intensiver betrieben bzw. förderten als vergleichsweise Briten
und Amerikaner. Die „klassischen" Bereiche für Strukturreformen in der
Nachkriegszeit waren neben Entnazifizierung und Umerziehung die Sozial-

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