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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 124
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Dr. Johann Küffer (1614 - 1674),

Prototyp der sozial aufsteigenden Akademikerschicht

des 17. Jahrhunderts.

Walter Ernst Schäfer

Er hätte zwar die Statur für eine Figur der Sage gehabt, denn er war reich,
sagenhaft reich. Er hatte Beziehungen zu Fürsten und großen Herren. Sein
Metier war, zu dieser Zeit noch, halb mit der Alchemie, halb mit der spekulativen
Pansophie verbunden.

Man staunt dann aber, vom wissenschaftlichen Feld herkommend, doch,
wenn man Johann Küffer, den Straßburger Arzt, im Verbund mit Tod und
Teufel wirklich in einer Sage antrifft:

Das Ende der Ulmburg

Im 17. Jahrhundert kaufte der berühmte Straßburger Arzt Dr. Kiefer die
Ulmburg und dingte als Schaffner (Verwalter) keinen geringeren als Johann
Jakob von Grimmelshausen. Doch schon nach zwei Jahren quittierte der
große Dichter den Dienst, zog nach Renchen und überließ seinem Sohn das
Schaffneramt auf der Ulmburg.

Während der Burgherr mehr und mehr den erlesenen Weinen zusprach, die
im tiefen Schloßkeller in bauchigen Fässern schlummerten, verliebte sich
der junge Grimmelshausen in das Töchterlein des kauzigen Doktors. Nur so
war es zu verstehen, daß der tüchtige Schaffner die Launen des Alten ertrug
und sogar auf der Burg verblieb, als Krieg ausbrach und der Feind von
Oberkirch her sich bereits der Ulmburg näherte.

Jetzt galt es zuerst das Burgfräulein in Sicherheit zu bringen. Der
Schloßherr aber lehnte es kurzweg ab, zu fliehen. Keinesfalls wollte er dem
Feind seine köstlichen Weine ausliefern. So ließ er sich mit seinem getreuen
Schaffner zusammen in den Keller einschließen und hinter sich den Zugang
vermauern.

Kaum war dies geschehen, forderte ein Abgesandter des Feindes die Burg
zur Übergabe auf. Inzwischen hatte das Gesinde bereits die Feste verlassen
und war im nahen Dorf Tiergarten untergetaucht. So fand der Feind keinen
Widerstand. Was nicht niet- und nagelfest war, wurde kurzerhand zerschlagen
oder verbrannt. Die Plünderer erbrachen auch die große Kellertür, waren
aber enttäuscht, nur einen schlechten Wein vorzufinden. Da entdeckte
einer der wilden Gesellen die geheime Stiege zum untersten Keller, in dem
sich der Schloßherr verborgen hielt. Kaum war der Soldat an der Kellertür

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