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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 127
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zukam. Küffer, so weiß man aus einigen Urkunden, ließ sich mit ,Excel-
lenz' ansprechen5.

Weniger bekannt, auch in der Forschungsliteratur, ist, daß auch eine Passage
in der frühesten Schrift Grimmelshausens, im ,Satyrischen Pilgram'
(1666) deutlich auf Johann Küffer zielt. Es heißt da zunächst von Ärzten
allgemein, unter Hinweis auf Johann Michael Moscheroschs ,Gesichte':
„Aber die grosse und Nobilissime Herren Doctores Medicinae haben eben
so wohl auch ihre Mängel." Dann wird es persönlich:

„Der allergröste aber bedünckt mich dieser zu sein / daß wann ihnen
ein paar Proben gerathen / also / daß sie in einen Rueff kommen
/ und sie sich bey grossen Herren insinuiren, und bekant machen
können / daß sie alsobald anfangen hoffärtig zu werden /
seind stracks keine Dreybatzen=Doctor mehr / und sehen keinen
armen Patienten mehr an / dem sie sonst gern umb Gottes Willen
wo nit geholffen: doch wenigst einen Gifft gegen seinem Antidote
ahn ihnen probiret hetten / dann sie haben ietzt wohl andere
Kühe zu melcken; lassen sich anfänglich für kurtzweilige Räthe
oder Cupler gebrauchen [wieder eine Anspielung auf spezielle
Dienstleistungen! W. E. Schäfer] / biß sie endlich so kirr werden /
daß sie mit den Fürsten schertzen dörffen / wie vor diesem des
Königs in Ungarn Balbirer thät... [dezente Ablenkung des Lesers
in eine unverfängliche Richtung! W. E. Schäfer]6.

Es muß sich in Grimmelshausen allerhand Unmut gegen seinen früheren
Dienstherrn aufgestaut haben, daß er ihn solcherart zum Repräsentanten der
höchsten Schicht des Berufsstandes macht.

Soweit ich sehe, hat sich in der Fachliteratur bisher niemand über den Namen
Canard Gedanken gemacht. Le canard, die Ente, hat in Fabeln und allegorischen
Tierdarstellungen keine eindeutigen stereotypen Qualitäten.
Von daher ist wenig zu gewinnen. Doch bemerkt man nach einigem Suchen
in der zeitgenössischen Literatur eine topische Verbindung zwischen der
Vorstellung von der Stadt Paris und der von Enten. Johann Fischart, von
dem Grimmelshausen ohnehin manche Idee und manches Motiv aufgenommen
hat, beschäftigt sich im 14. Kapitel der ,Geschichtklitterung' eingehend
mit Paris, mit dem Namen der Stadt, seiner Etymologie und schlägt,
als Witz, einen unter andern Erklärungsversuchen des Namens vor: „Viel
heißen die statt von luto, weils Luter Kaat Endten da hat"7. - Schmutz und
Dreck (lutum), Wasser (die Seine) und Enten, die im Schlamm wühlen -
das scheint eine feste Assoziationskette zu sein. Daß man auch für Grimmelshausen
auf der richtigen Spur ist, bemerkt man spätestens dort, wo er

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