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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 130
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Noch im gleichen Jahr ehelichte er Anna Maria Eyselin, Tochter des Bran-
denburgisch-Ansbachischen Geheimen Rats Philipp Eyselin und nahm endgültig
in Straßburg Wohnung und Praxis. Dank des Vaters hatte er keine
Mühe, sich zu etablieren.

Seine Kundschaft waren zunächst bürgerliche Patrizier und Adelsfamilien
im Straßburger Umkreis (Wenn man die Andeutungen Grimmelshausens in
Bezug auf Monsieur Canard auf Küffer beziehen darf, dann behandelte er
ärmere Leute selten und nur, um dem Ruf ausschließlichen Profitstrebens
zuvorzukommen.)17. Aus dem Bereich seiner Straßburger Tätigkeit sind
wenig Spuren geblieben. Doch versteht sich, daß man sich den Beruf eines
Arztes vielseitiger als in der Moderne vorstellen muß. Johann Küffer hatte
eine gesellschaftliche Stellung (ohne daß man von einem Sitz in einem der
Ratsgremien Straßburgs wüßte), die es mit sich brachte, daß er an den Fest-
und Trauerakten der guten Gesellschaft der Stadt teilnahm. In einigen Fällen
läßt sich die Art der Teilnahme dokumentieren, so, als ein junger Adliger
aus Danzig, Konstantin Kratzer, der an der Straßburger Universität studiert
hatte und Anfang 1642 im Alter von 21 Jahren plötzlich gestorben
war, beerdigt wurde. Sehr wahrscheinlich, daß Küffer ihn behandelt hatte.
Zu den in diesem Fall aufwendigen Trauerfeierlichkeiten trug Küffer ein
Gedicht, ein Epicedium, bei, das wohl, zusammen mit andern Gedichten
auf den Verstorbenen, nach dem Trauergottesdienst in oder vor der Kirche
gedruckt verteilt worden ist:

Der Bimbssteins-Augen hat / das Hertz gantz von Corallen;

Kan jetzt nicht ohnbewegt / noch ohne thränen sein:

Kombt liebste Jugent kombt / stelt' Euch im Klag-hauß ein /

Uns ist die schönste Blum von unsrem Krantz gefallen /

Ein jeder lasse heut ein Todten-liedt erschallen /

Ein jeder under uns nehm' einen augenschein /

Und Lehrne daß der weg auch Jungen sey gemein /

Gewiß der Sicherst folgt am ersten von uns allen /

Herr Kratzer gehet nur ein wenig zeit voran /

Uns last Gott noch ein weil allhier zum büssen gehen /

Er nimbt die Rosen weg / und last die distlen stehen.

Wer in den Garten will der suche Gottes Lohn.

Der guten meinung ist / der seh' in dieses grab

Gib Ihm den letzten grüß / wisch dan die thränen ab18.

Bezeichnend, daß Küffer mit keinem Wort von der Art der Krankheit des
Verstorbenen, von ärztlichen Bemühungen spricht. Nachdem es im Ratschluß
Gottes so beschlossen war, daß der junge Student sterben mußte, erfüllte
auch der Arzt Küffer Christenpflichten und rückte das Ereignis in die

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