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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 184
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Am Fastnachtsdienstag scheint der Abt seinem „Gesindt" „Fasnachtsküchlein
" gegeben zu haben20, was immer man darunter genauerhin zu verstehen
hat. Am Abend dieses Tages muß es auch noch einmal ein besonderes
Mahl gegeben haben, zu dem außer den noch anwesenden Gästen auch die
Lehrer2' und Handwerksmeister22 eingeladen und, wie es heißt, „auf übliche
Weise" bewirtet wurden.

Ganz ohne „Schaden" mochte die Fastnachtszeit zumindest an den betagteren
Teilnehmern nicht vorübergegangen sein, denn zumindest für seine Person
muß der damals 43jährige Abt einmal zugestehen, daß er an einem
Fastnachtsdienstag wegen Durchfall auf das üblicherweise festlichere
Abendessen verzichten mußte. Wie es scheint, ohne Gram, denn er bemerkt
dabei, daß die „Jugend" sich wohl fühlt - oder „gut benimmt"? - und so die
Fastnachtstage zu Ende gehen23.

2. Einige Beobachtungen und Fragen zum Verlauf der Fastnachtstage

Wie sehr die Fastnachtszeit geschätzt wurde, zeigt eine Bemerkung Voglers
1689, wenn er am Sonntag vor Aschermittwoch rückschauend feststellt, die
„Bachanalia" seien in „traurigem Schweigen verbracht worden"24. Aber
auch in diesem durch die Kriegshandlungen verdüsterten Jahr hatte er an
diesem Sonntag auch Gäste aus der Umgebung, den Schultheiß und Bürgermeister
zu Tisch geladen. Am Schaurtag, dem folgenden Montag, verzichteten
die Frauen des Ortes trotz der Kriegszeit nicht auf ihren Fastnachtsbrauch
, Eier zu verschenken, um dabei ein Weinpräsent zu erhalten25.

Nicht zu überhören sind zuweilen auch Klagen Voglers über das ausgelassene
Verhalten einzelner Ordensleute bei den gewährten Freiheiten
während der Fastnachtstage26 oder eine wohl als belastend empfundene
Schnorrerei einzelner Gäste, die sich selbst eingeladen hatten27.

In der Regel scheint diese Einladung vom Abt selbst ausgegangen zu sein28,
auch wo es nicht ausdrücklich erwähnt wird, wie etwa 1699, als eine Kommission
der badischen Markgrafschaft, die zur Untersuchung von Vorwürfen
gegen den Mahlberger Oberamtmann in Friesenheim tagte, eigens
durch den Prior zur Fastnacht eingeladen wurde29. In Einzelfällen bemühte
sich der Abt auch durch Zusendung von Reisepferden die Annahme seiner
Einladung zu erleichtern30.

Wie das zuweilen eingestreute: „auf übliche Weise" andeutet31, ist anzunehmen
, daß die Fastnachtsveranstaltungen in jedem Jahr ähnlich abgelaufen
sind, auch wenn sie von dem referierenden Abt nicht immer ausführlich be-

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