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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 185
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schrieben werden. Oft dürfte es die Fülle dringlicherer Geschäfte gewesen
sein32, die ihn nur die wichtigsten Tage, etwa den Sonntag und Montag vor
Aschermittwoch, erwähnen ließen.

Interessant ist auch eine Bemerkung von 1702, daß bereits am Mittwoch
vor dem „Fettigen Donnerstag" den ganzen Tag über „Bacchus" gefeiert
worden sei, weil auf den folgenden Tag, also den Schmutzigen Donnerstag,
ein Fasten falle33.

Nicht weniger verwunderlich ist die Tatsache, daß am sog. Schaurtag den
Frauen des Ortes Schuttern für die von ihnen angebotenen Eier als Präsent
Wein, den Friesenheimer Frauen jedoch ein Eichbaum verehrt wird34.

Alles in allem ist kaum zu übersehen, daß es in der dargestellten Zeitspanne
ein recht ansehnliches Fastnachtsbrauchtum in der Umgebung Schutterns
gab. Die grundsätzlich positive Wertung des Fastnachtsbrauchtums entspricht
auch ganz der Auffassung, wie wir sie etwa bei Voglers Landsmann
Abraham a Santa Clara, alias Johann Ulrich Megerle (1644-1709), vorfinden35
.

Was seine Ausgestaltung angeht, so scheint es sich weniger als sog.
Straßenfastnacht geäußert zu haben und, von den am Schaurtag beschriebenen
Aktivitäten abgesehen, auf festlichere Mahlzeiten mit z. T. geladenen
Gästen beschränkt zu haben.

Etwa 150 Jahre später, nach der eigentlichen Klosterzeit, sind kaum mehr
Spuren dieser Fastnacht nachweisbar, denn Fridolin Löffler berichtet aus
seiner Jugend in Schuttern nur von dem Scheibenschlagen, wie es im oberdeutschen
Raum schon seit dem Frühmittelalter nachweisbar ist36. Vielleicht
ist diese Beschreibung aufgrund ihres Lokalkolorits nicht uninteressant37
:

„Am Sonntag nach Fastnacht war der sogenannte Funkensonntag. Auf der
Straße nach Kürzell wurde von den ledigen Burschen ein mächtiges Feuer
angezündet. Die Burschen brachten eine Menge runder Holzscheiben, in
welche in der Mitte ein Loch gebohrt war. Diese Scheiben wurden nun an
einen langen Haselnußstecken gespießt und ins Feuer gehalten, bis sie
glühend waren. Dann wurden sie auf einer schiefen Ebene aufgeschlagen,
daß sie in einem mächtigen Bogen feuersprühend durch die Luft flogen.
Bei dem Aufschlag der Scheibe sprach der Schläger eine Widmung oder
wie der Deutsche sagt „Dedication" aus, welche eine Auszeichnung oder
auch ein Hohn sein konnte.

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