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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 195
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Dazu kam das Ärgernis, daß es schwer bis unmöglich war, im alten Klostergut
von St. Nikolaus die notwendige Einsicht bzw. Übersicht zu gewinnen,
um eine Bilanz zu erstellen. Die letzten Prioren waren schlechte Verwalter
gewesen. Dem Konstanzer Fürstbischof wurde z. B. 1807 gemeldet10: „Zu
bedauern ist, daß im Zeitpunkt, wo die Rippoldsauer geistlichen Gefälle
von Fürstenberg als Pfarrfonds pragmatisiert wurden, gerade ein Prior da
seyn mußte, der durch Schlagfuß der Verwaltung ohnmächtig ist, und dem
ein Adjunkt an die Seite gegeben war, dessen Bequemlichkeitsliebe die Sache
gehen ließ, wie sie wollte". Prior Philipp Mötsch starb in diesen turbulenten
Zeiten, er hinterließ kein Testament und nur eine nachlässige,
lückenhafte Buchführung. Der Visitationsbericht von 1808 war dementsprechend
: „Bey allen dort gefundenen Verhältnissen fand er (der Visitator)
Gelegenheit zu bedauern, daß das Kloster Villingen nicht ein Paar diesem
Posten gewachsene und mehr Ehre machende Männer dahin versetzt" habe.
Romuald Blösch, inzwischen Hausherr in St. Nikolaus, sei ohne Ahnung,
„da der Verstorbene, eifersüchtig auf sein Directorium, dem Mitgeistlichen
nichts anvertraute; dieser selbst aber so viel bonnhomie und klösterliche Indolenz
besaß, sich, da er wohl genährt und gepflegt war, um nichts weiter
zu bekümmern"".

Romuald Blösch war als „Pfarrektor" vor Aufgaben gestellt, die ihn offensichtlich
überforderten. Auch der Regierungsvertreter des „Kinzigkreises"
aus Offenburg äußerte in einem Brief an den zuständigen Dekan
(25.9.1811) größte Bedenken12, „indem die Aufführung des dermaligen
Pfarrers Blösch nicht so beschaffen sein soll, daß man ihm die Besorgung
derselben (Pfarrei) fernerhin anvertrauen könne". Blösch blieb aber „Pfarrverweser
" bis ins Jahr 1816.

1822: Offizielle Gründung der Pfarrei Bad Rippoldsau

Es wurde weiter diskutiert, wie nun eine neue Pfarrei sich aus dem alten
Pfarrverband St. Cyriak/Schapbach und dieser „Klosterpfarrei" mittendrin
entwickeln ließe. Aber die „große" Geschichte Europas überdeckte eben erneut
solche Nebensächlichkeiten. Erst 1819 wurde wieder ernsthaft geplant
; die Menschen im Holzwald und auf dem Kniebis klagten wieder lauter
darüber, daß sie und ihre Vorfahren seit Jahrhunderten diesen unsinnig
weiten Weg zur Kirche nach Schapbach gehen mußten - drei Stunden weit
und unsinnig, weil sie dabei am „Klösterle" vorbeigehen mußten. Die
Schapbacher Wirte waren natürlich daran interessiert, daß diese allsonntäglichen
Wallfahrten nicht aufhörten; sie machten ja schließlich hungrig und
durstig.

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