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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 211
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in pomphaften, unverständlichen Worten und Phrasen bestehende Weisheit
nicht mit der Physik, Chemie und Arzneiwissenschaft, überhaupt mit keiner
Erfahrungswissenschaft" in Einklang zu bringen sei. Außerdem gaben sie
zu verstehen, daß sie in ihren Reihen keinen Naturphilosophen haben wollten
, obwohl sie „die Talente, die anderweitigen Verdienste und den originellen
Scharfsinn" Okens durchaus anerkannten. Dieser rächte sich später
und bezeichnete diejenigen, die seine Berufung abgelehnt hatten, als
„GeL(ang)öhrte Esel"26.

Am 31. Dezember 1816 machte Oken noch einmal einen Versuch, seine
Beziehungen zu Goethe zu normalisieren, und übersandte ihm sein „Lehrbuch
der Zoologie" mit folgendem Begleitschreiben:

..Soll ich dem Glauben beimessen, was man mir sagt, so hätten E. Excellenz
sich von mir abgewendet. Ich habe das nicht verdient, und hoffe von dem
Gleichbleiben meines Betragens, daß Ew. Exc. mir nach einigen Jahren auch
dieses Zeugniß geben werden.

Was endlich mein persönliches Verhältnis zu Ew. Exc. betrifft, so bin ich
Hochdenselben durch die Gunst, Gnade, Aufmunterung und Unterstützung,
welche Hochd. mir während meines Hierseyns haben angedeihen lassen,
wenn auch gleich die Folgen nicht E. Exc. Absichten entsprochen haben, so
verpflichtet, daß ich die Gefühle der Dankbarkeit, was mir auch geschehen
mag, nie außer Acht setzen werde. Auch ist es gewiß, daß nichts in der „Isis"
(Okens enzyklopädischer Zeitung) steht, welches nicht diesem Gefühle
gemäß wäre. Ohne dieses müßte ich mich vor mir selbst schämen"27.

Goethe ignorierte diesen Brief. Der Riß war zu tief, als daß er noch gekittet
werden konnte. Oken hielt das gegebene Versprechen. Er lehnte es beispielsweise
ab, ein Epigramm Hoffmann von Fallersleben, in dem Goethe
namentlich erwähnt wurde, in der von ihm herausgegebenen Zeitung abzudrucken28
.

Oken unterhielt zu vielen Persönlichkeiten gute Beziehungen, auch zu Charlotte
von Schiller, der Witwe des bekannten deutschen Dichters. Als Wissenschaftler
war Oken hochgeachtet, 1810 wurde er Hofrat, 1812 Ordentlicher
Professor der Naturgeschichte und Honorarprofessor der Philosophie.

Bei den Jenaer Studenten war er sehr beliebt. Viele rühmten seine Lehrbefähigung
und sein umfassendes Wissen. Der Hochschullehrer Dr. med.
Christian Huschke, der Oken an der thüringischen Landesuniversität erlebt
hatte, erklärte in einem Nachruf:

„So bizarr oft sein Stil, so gewandt und fließend war sein lebendiger Vortrag,
so daß die Schüler auf die Worte des gefeierten Meisters schwören mochten.
Alles Breite vermeidend, war er stets anregend, indem er nicht nur zu merken
, sondern auch zu denken gab"29.

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