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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 218
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geblättler eine harte, ihn auf eine Zeitlang von der Welt ausschließende Strafe
zuerkannt wird, auf der andern ersähe ich aus wenigen dichterischen Zeilen
daß eine griechische Gottheit, ungestraft, in wenigen Augenblicken mehr
Unheil stiften kann als die sämmtlichen ägyptischen Götter in einem Jahr.
Ich danke meiner Abgeschiedenheit daß ich verschont geblieben, ermangle
aber nicht sowohl dem Sonnengotte als dem freundlichen Glück aus der Ferne
für die mir schriftlich gegönnten Geschenke den allerschönsten Dank zu
sagen ...

Nochmaligen Dank für die schriftliche Copie der wohl ausgesonnenen richterlichen
Arbeit, worüber ich, wie über manches andere Dieselben bald zu
sprechen wünsche. Für dießmal, sowohl zu Hause als in der Nachbarschaft,
mein Andenken geneigt zu erhalten bittend.

Jena den 6. Februar 1818. gehorsamst

GOETHE40.

Die Reaktion auf dieses Urteil war überwältigend und nicht im Sinne der
Weimarer Regierung. Am 22. Juli 1818 erhielt Oken von Anhängern aus
Frankfurt 200 Gulden zur Bestreitung der Prozeßkosten41. Ein Isis-Leser
brachte folgende Worte zu Papier:

„Du, Oken, sprengst des Geistes lang verschlossene Pforten,
Und eine Welt tritt aus dem Tempel Weitung,
Wie ist das Leben nun lebendig worden!"

Der „Turnvater" Friedrich Ludwig Jahn schrieb Oken zu Ostern 1818 aus
Berlin:

„Man hat hier ein Gerücht: Sie wollten von Jena fort. Thun Sie das nicht. Ein
Aufbringer neuer Lehren muß einen Hörsaal haben. Ohne zugezogene Jünger
ist der Mann von Wissenschaft ein Einling. Die Schüler und Verbreiter
verknüpfen ihn mit Zeitgenossen und Nachwelt. Geben Sie auch die Isis
nicht auf. Sie können manche Anstößigkeiten vermeiden, ohne daß Sie der
Wahrheit und Würde etwas vergeben"42.

Oken gab sich mit der gegen ihn gefällten Entscheidung, die ihm am 24. Januar
1818 schriftlich zugestellt wurde, nicht zufrieden, legte beim Jenaer
Oberappellationsgericht Berufung ein und erwirkte einen Freispruch, weil
die Justiz das erzherzogliche Untersuchungsgremium für nicht zuständig
erachtete.

Aber schon zogen neue Wolken am Horizont auf. Der russische Zar Alexander
I. hatte die von dem Literaten Stourdza verfaßte Schrift „Memoire
sur Fetat de l'Allemagne" beim Aachener Kongreß im Herbst des Jahres
1818 verbreiten lassen, die sich gegen ein freies Geistesleben an deutschen

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