Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 219
(PDF, 105 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0219
Universitäten und gegen die Pressefreiheit richtete. Empört reagierte Oken
auf diese Anmaßungen. Nachdem er bereits gegen den russischen Staatsrat
August von Kotzebue und den Grafen Stourdza zu Felde gezogen war, griff
er nun auch den Zaren und seine Regierung an. Die Folgen blieben nicht
aus. Der Großherzog sah sich gezwungen, ein Exempel zu statuieren und
Oken vor die Wahl zu stellen, entweder seinen Lehrstuhl oder die „Isis"
aufzugeben43.

Okens Antwort war: „Die Isis wird nicht niedergelegt. Eher soll sie unter
türkischem Schutze herauskommen. Mögen sich die Zeiten GALILEIS
erneuern, es gibt keinen GALILEI mehr"44.

Die Jenaer Professoren, die größtenteils hinter Oken standen, versuchten,
ihrem Amtskollegen zu helfen, aber schriftliche und mündliche Einwände
wurden zurückgewiesen und seine Amtsenthebung zum 15. Juni 1819 verfügt45
.

Von nun ab bestritt Prof. Dr. Lorenz Oken seinen Lebensunterhalt vorwiegend
aus den spärlichen Überschüssen seiner „Isis". Nach den „Karlsbader
Beschlüssen", durch die jede freie Meinungsäußerung unterdrückt wurde,
verloren auch die „Encyclopädischen Blätter" an Attraktivität. Die rigorose
Pressezensur veranlaßte Oken, von 1824 an keine politischen Artikel mehr
in seine Zeitung aufzunehmen.

Goethes Verhalten im Vorfeld von Okens Entlassung wurde nicht widerspruchslos
hingenommen, selbst sein Sohn August stand in dieser Angelegenheit
in Opposition zu seinem Vater46. Auch die Jenaer Studenten hielten
nach wie vor zu ihrem Professor und stifteten ihm einen Silberpokal mit der
Aufschrift:

„Wermuth war Dir geboten, trink Wein!"

Die Widmung lautete:

„Zum Andenken an Jenas Burschen am 10. August 1819."

(Naturforsch. Gesellschaft der Univ. Frb.)47.

Der Publizist Ludwig Börne (Löb Baruch) schrieb am 19. Juli 1819: „Daß
Oken seinen Zwingherren mißfalle, wen sollte das wundern? Seine Rede
war der anmaßlichen Gewalt gefährlicher, als sie ihm sich gezeigt. Aber sollen
die Schlechten sagen dürfen, er war ein Narr, daß er sich für 30 Millionen
Deutsche geopfert? Oder sollen wir ihm zurufen: Seht, er hat es nicht für
Undankbare getan!?"48

219


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0219