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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 223
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Gelehrten in Leipzig noch viele Liebhaber der Naturwissenschaften beigesellten
, so war eine Anzahl von etwa 60 Personen versammelt. Bekannt
durch den Druck wurde die Vorlesung, welche von Dr. Carus am 19. September
1822 in dieser ersten Zusammenkunft (vom 18. - 22.9.1822) deutscher
Naturforscher und Aerzte über die Anforderung an eine künftige Bearbeitung
der Naturwissenschaften gehalten wurde"55.

Trotz bescheidener Anfänge konnte die neugegründete Organisation schon
nach kurzer Zeit beachtliche Erfolge vorweisen. Sie ermöglichte persönliche
Kontakte und stärkte die Kraft der Gemeinschaft, gab den Naturwissenschaften
neue Impulse, förderte das Nationalbewußtsein im zersplitterten
Deutschland und kompensierte durch den ständigen Wechsel der Versammlungsorte
das Fehlen eines deutschen Wissenschaftszentrums. Die Befürchtungen
, daß von der deutschen Naturforschergesellschaft staatsfeindliche
Aktivitäten ausgehen könnten, erwiesen sich als unbegründet, so daß ihre
Arbeit von den einzelnen Landesherren bald unterstützt wurde. Selbst
Goethe vertrat die Ansicht: „Es werde sich hier eine Tätigkeit entfalten, wie
sie die Welt nur in einem Jahrhundert nach Erfindung des Druckes, bei weit
geringeren Hilfsmitteln, erlebt hat".

Der große Pathologe und Anthropologe Rudolf Virchow referierte bei der
50. Tagung der „Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte", die
1877 in München stattfand, über das Thema „Die Freiheit der Wissenschaft
im modernen Staatsleben" und gedachte dabei auch ihres Gründers:

„Die Tatsache, die uns bei der Erinnerung an Oken unmittelbar berührt, ist
die, daß auch er, dieser geschätzte, dieser gefeierte Lehrer, diese Zierde der
Hochschule München, im Exil sterben mußte, in demselben schweizerischen
Kanton, in dem Ulrich von Hutten sein viel geplagtes und vieldurchkämpftes
Leben beschloß. Meine Herren, das bittere Exil, das Okens letzte Jahre bedrückte
, das ihn fern von den Stätten, an denen er die besten Kräfte seines
Lebens geopfert hatte, hinsiechen ließ, dieses Exil wird die Signatur der Zeit
bleiben, die wir überwunden haben. Und solange es eine deutsche Naturforscherversammlung
gibt, solange wollen wir uns dankbar erinnern, daß dieser
Mann bis zu seinem Tode alle Zeichen des Märtyrers an sich getragen hat.
solange wollen wir auf ihn weisen, als auf einen jener Blutzeugen, die die
Freiheit der Wissenschaft für uns erkämpft haben"56.

Die „Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte" hat zahlreiche Krisen
und die Kriegswirren bis auf den heutigen Tag unbeschadet überstanden57
.

1982 wurde beschlossen, Wissenschaftler, die sich durch deutschsprachige
allgemeinverständliche Interpretationen im Bereich der Naturwissenschaf-

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