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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 224
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ten und der Medizin besondere Verdienste erworben haben, mit einer Oken-
Medaille auszuzeichnen. Prof. Dr. Hubert Markl (Konstanz) wurde 1984
diese Ehre zuteil, 1986 wurde sie an Prof. Dr. Rudolf Kippenhahn (München
) und 1988 an den Atomphysiker Prof. Dr. Dr. h. c. Heinz Maier-Leibnitz
(München) vergeben.

Nach seiner Amtsenthebung in Jena bemühte sich Oken um einen neuen
Lehrstuhl. Im Wintersemester 1821/22 nahm er die ihm gebotene Gelegenheit
war, an der Baseler Universität Vorlesungen zu halten. Schon bei seinem
ersten Auftreten schockierte er die frommen Bürger der Stadt. Er hatte
„Eva als Urthier" bezeichnet und erklärt „Gott ist das absolute Nichts". Da
die meisten nicht in der Lage waren, Okens Gedankengänge nachzuvollzie-
hen, verbreitete sich rasch die Meinung, er sei ein Atheist. Die so entstandene
Situation lud nicht zum Verweilen ein, so daß es Oken vorzog, nach
Jena zurückzukehren. Hier hatte man versucht, den Geächteten wieder zu
Amt und Würden zu verhelfen, aber alle Eingaben waren umsonst.

1827 holte man Prof. Dr. Lorenz Oken als Ordinarius für Physiologie nach
München. Die Atmosphäre an seiner neuen Wirkungsstätte war kühl, denn
seine Kollegen verhielten sich sehr reserviert. Die Vermutung liegt nahe,
daß man dem Protestanten an der katholischen Hochschule von Anfang an
mit Argwohn und Mißtrauen begegnete. Äußerungen, die mit den kirchlichen
Dogmen nicht im Einklang standen, dürften das Ihre dazu beigetragen
haben, das frostige Klima weiter zu verschlechtern. Es kam zu Streitereien
wegen der Benutzung der „Königl. Bayerischen Hofbibliothek" und der
„Großen Naturaliensammlung der Akademie der Wissenschaften". Darüber
hinaus geriet Oken mit der Staatsregierung in Kollision, weil er nach wie
vor liberale Ideen in den Hörsälen verbreitete. Hier flogen ihm die Herzen
seiner Schüler zu.

Der Freiburger Botaniker Alexander Braun, der Oken von seiner Studienzeit
in München her kannte, schrieb in einem Brief:

..Oken ist ein kleines, verständiges Männlein, das sehr klug und einsichtsvoll
spricht. Er erklärt uns den Bau der ganzen Natur und sucht uns die ewigen
Gesetze zu zeigen, nach denen alles in unserer Welt entstehen, bestehen und
wieder vergehen muß. Wir haben ihn alle gern, und wie Schubert das Gemüt
anregt, so beschäftigt er den Verstand auf das nützlichste und angenehmste
"58.

Nachdem Oken die Münchener Professoren als einen „Haufen verwilderter
Männer" bezeichnet hatte, sah sich der Bayernkönig Ludwig I. genötigt,
wieder Ruhe und Frieden an seiner Universität herzustellen. Er verfügte die
Versetzung Okens nach Erlangen.

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