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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 251
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Die großherzoglich-badischen Behörden in Offenburg waren damals übrigens
wenig erfreut über diesen Zuzug aus Frankfurt. Dr. Walther landete
dann auch prompt - für kurze Zeit - im Gefängnis - mit der Beschuldigung
, die verbotene Zeitschrift „Sozialdemokrat" auf Brandeck hergestellt
zu haben. Die Absicht, Brandeck zu einem Sanatorium für Lungenkranke
umzubauen, scheiterte am Wasser - es gab zu wenige Quellen. Über ein
halbes Jahr suchte Dr. Walther nach einem neuen Standort - und stieß dabei
auf die in Nordrach-Fabrik zum Verkauf anstehende Wirtschaft „Zum Anker
" mit einer Sägemühle. Der windgeschützte, nebelfreie, sonnendurchflutete
und wasserreiche Talkessel schien für sein Vorhaben geeignet.

Dr. Walther erwarb ab 1887 nach und nach weitere Anwesen, so z. B. das
Herrenhaus, in dem damals die Herren vom Kloster - also Mönche - gewohnt
hatten, zwei geschlossene Schwarzwaldhöfe und 1889 die ehemaligen
Fabrikgebäude, Stallungen und eine weitere Sägemühle. Bei der Finanzierung
der Kosten für die umfangreichen Grundstückskäufe half ihm übrigens
ein englischer Verleger4. Im Ortsetter der Kolonie, im Lichtersgrund
und im Klausenbachgebiet5, gehörten zum Dr. Walther'schen Liegenschaftsbesitz
1840 Ar Grundstücksfläche und 40 Gebäude (davon 24 aus
Holz, zum Teil mit Stroh gedeckt). Der Neubauwert lag damals bei 266 860
Mark. (Zum Vergleich: die Verpflegungskosten in der LVA lagen damals
bei 4 Mark pro Tag.)

Für die Errichtung einer Lungenheilstätte benötigt man nicht nur Grundstücke
und Gebäude, sondern auch die Genehmigung durch das großherzogliche
Bezirksamt Offenburg, das am 12. 9. 1889 das Nordracher Rathaus
anschrieb, ob Bedenken gegen die Nutzung der Gebäude für solche
Zwecke vorlägen. Das scheint nicht der Fall gewesen zu sein (im Archiv
findet man lediglich den Vermerk: „Erledigt!"). Zur Bezirksratssitzung mit
Ortstermin am 06. 11. 1889 war die Gemeinde zwar eingeladen, erachtete
die Entsendung eines Vertreters aber für unnötig6. Am 08. 03. 1890 wurde
Dr. Walther eine „Drahtleitung zum Zweck der Errichtung einer elektrischen
Telefon- und Beleuchtungsanlage7" über den Gemeindeweg beim
„Anker"-Wirtshaus gestattet. Am 11.07. 1890 gestatte der Gemeinderat
eine Wasserleitung8 vom Gemeindewald in Dr. Walthers Haus.

So kam es 1890 zur Eröffnung der Lungenheilstätte Nordrach-Kolonie.
Weil Dr. Walthers Patienten nicht in einem Krankenhaus, sondern in einzelnen
Häusern leben sollten, sind damals viele alte Häuser stehengeblieben,
andere sind hauptsächlich aus Holz neu erbaut worden. Bekannt sind auch
von vielen Ansichtskarten die eben schon erwähnten Gebäude Herrenhaus
und Gasthaus „Anker", aber auch der „Bergfried", das frühere Hauptgebäude
mit großem vorgelagertem Treibhaus, das Doktorhaus, die Villa, das

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