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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 319
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macht. Sie liegt als Unbekannte auf diesem Friedhof mit falschem Namen
und falschen Daten"85, schrieb Freia Eisner.

Das Kuckucksei

Leiser kündigte Freia am 3.10.1946 an, sich nach Gengenbach begeben zu
wollen, um „die alten Rechtsverhältnisse wiederherzustellen und in Verhandlungen
mit der Stadtverwaltung einzutreten wegen Wiedergutmachung
"86. In späteren Briefen griff Freia ihn an, und er meinte am 12.11.46,
„Fräulein Eisner" kenne nur Hass und Hohn und gemeine Drohungen und
ekelhafte Auslassungen87.

Die weitere Entwicklung wird in einem Brief einer Enkelin Eisners aus erster
Ehe zusammengefaßt. Freya Eisner schrieb am 20.12.50 aus München
an „Herrn Ministerialrat F. Leiser" in Freiburg, daß „Tante Freia aus England
kam und ohne deutsches Geld in Gengenbach saß. Beide Tanten wußten
bis vor kurzem überhaupt nicht, daß der Bayerische Staat die Renten an
sie gezahlt hatte. Nach der Entwertung blieb dann kaum etwas übrig. (...)
Wir alle, d. h. sämtliche Bluterben (mein Vater und dessen Schwestern Ilse,
Hilde und Eva einerseits und die beiden Töchter aus der zweiten Ehe, Tante
Freia und Ruth) sind der Meinung, daß es zweckmäßiger gewesen wäre,
den literarischen Nachlaß hier in München unterzubringen, da Kurt Eisner
ja schließlich unlösbar mit München verbunden ist und der Sinn seines Erbes
ja der ist, es der Nachwelt auszusagen, was dieser große, bedeutende
und ganz einmalige Mensch gedacht, gefühlt und gekämpft hat und wie
Deutschlands - ja Europas Geschichte wesentlich von ihm beeinflußt wurde
. Wenn schon Kurt Eisners Ruf an die Nationen nicht gehört wurde, so
sollte man gerade heute, da die Welt in neuer Kriegsspannung lebt, seine
Worte verkünden und seine Werke allen zugänglich machen. Er war ja der
Sänger des Weltfriedens"88. Durchschriften gehen nach Gengenbach, Halle,
Nürnberg, nach England und in die USA. Der Nachlaß lag zu dieser Zeit
noch in Bayern, und auch Freia und Ruth wollten ihn damals dort lassen.
Aber Leiser wollte sein Drittel an der Erbschaft, und das war außer dem
„Haus an der Stirn", der Bibliothek und der Entschädigungsforderung auch
der Nachlaß Eisners.

Freia setzte alle Hebel in Bewegung, schrieb an die entferntesten Stellen,
sie alle sollten auf Leiser einwirken, er möge nicht den Schwestern das
Erbe der Eltern schmälern. Sie lebten viele Jahre sehr ärmlich, während
Friedrich Leiser bereits im Oktober 1947 im Badischen Ministerium für
Landwirtschaft und Ernährung Ministerialrat geworden war88a.

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