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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 320
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Ruth hatte 1946 in Halle den dritten Anlauf zum Medizinstudium genommen
, gehörte mit nun 36 Jahren zu den ersten Studenten nach der Neueröffnung
der Universität. Aber nach wenigen Monaten mußte sie schon wieder
abbrechen, lag wegen Tuberkulose ein halbes Jahr im Krankenhaus und
konnte erst nach einem Jahr wieder studieren. 1949 legte sie das Staatsexamen
ab, zwanzig Jahre nach Beginn des Studiums. Durch die Tuberkulose
kam sie zur Tuberkulose, wie es Prof. Steinbrück ausdrückte. Sie war in seiner
Tuberkuloseabteilung am Stadtkrankenhaus in Halle tätig. Von 1958 bis
1973 war sie Ärztin am Hufeland-Krankenhaus in Berlin-Buch. Sie lebt jetzt
dort in einem winzigen Zimmer in einem Feierabendheim und reist viel89.

Not und Mühen in Gengenbach

Freia schrieb gleich nach dem Krieg an französische Politiker, die sie persönlich
kannte, darunter Leon Blum. Sie bekam so sehr früh eine Rückwanderungserlaubnis
nach Gengenbach von der französischen Militärbehörde893
.

In Gengenbach mußte sie um eine Notwohnung kämpfen. Das Haus fand
sie bewohnt, ein Ehepaar hatte es nach der Ausbürgerung der Bewohnerinnen
billig gekauft. Das Bürgermeisteramt Gengenbach quartierte sie ins
Obergeschoß des städtischen Kaufhauses ein und versicherte ihr am
20.8.49 - „Überlassung einer Kammer im Kaufhaus" - der Raum sei „auch
im Falle der Vermietung des ganzen Kaufhauses an Eggstein und Bauz gesichert
". Es bestehe „kein Grund zu irgend einer Beunruhigung" wegen der
„s. Zt. zugewiesenen Notunterkunft". Wie berechtigt die Befürchtung war,
zeigt eine Verfügung „Gengenbach, den 10.2.50". Sie betrifft den „Wohnungstausch
Frl. Freya Eisner": Wegen Einrichtung eines gewerblichen Betriebs
im städtischen Kaufhaus mußte sie in ein anderes Zimmer - von der
Hauptstraße, Kammer im dritten Stock des Kaufhauses, in die Bürgerschule
, Klosterstraße 24. Der Wechsel in „ein Zimmer und ein Abstellraum
ist bis 18.2.50 durchzuführen."90

Am 4.7.50 folgte die Nachricht, der Stadtrat habe ihr in seiner letzten
Sitzung die Miete für das Rechnungsjahr 49/50 erlassen. Als Mietzins war
für das Zimmer im IV. Stock ab 1.4.50 12,- DM vereinbart worden. Das
Bürgermeisteramt sorgte sich weiter um sie und schrieb am 20.12.51 zu
einer Geldspende, die möge ihr die Weihnachtstage verschönern9'.

Freia Eisner wiederum revanchierte sich mit dem Hinweis auf den bevorstehenden
85. Geburtstag einer Frau Wandres - wofür sich der Bürgermeister
sehr höflich am 26. 8.52 „Mit heimatlichen Grüßen" bedankt92.

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