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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 330
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0330
Straße 46. 37 Karton Literatur für wissenschaftliche Forschungsarbeiten ...
ohne Berechnung. Gengenbach 19.12.58, gültig bis 31.3.59"132.

Dann noch ein Schrei aus München, am 29.12.58: „Liebe Freia, das Ungeheuerliche
ist nun also wirklich geschehen: Kurt Eisner wurde an die Kommunisten
ausgeliefert, deren terroristische Methoden er verabscheute. (...)
daß Du damit den Mann, der Dir seinen Namen gab, verraten hast ..." Sie
solle es rückgängig machen133.

Der Vorwurf ging fehl. Freia hatte sehr wohl gemerkt, wem sie den Nachlaß
gab -, aber welche Alternative hatte sie? Hinter ihr lag der Kampf gegen
den in jeder Hinsicht überlegenen Leiser, die verständnislose Entscheidung
des Entschädigungsamts Freiburg nach den Strapazen der Emigration, vergebliche
Arbeitsbemühungen an vielen Ortenl33a, und schließlich hatte sie
keinerlei Reserven.

Am 5.11.58 hatte sie notiert, Herr Dr. Kaiser „rümpfte etwas die Nase (Joseph
Belli/Rote Feldpost), aber ... Klara Zetkin hat unsere Mutter als junges
Mädchen sehr protegiert, weil sie schriftstellerische Begabung hatte".
Sie ärgerte sich über die Herren Unter den Linden ebenso wie über die „fetten
Kerle an der Bundesgrenze, die extra in den Schriften Kurt Eisners herumblättern
und schnüffeln". Schließlich ein antisemitischer Fauxpas: Sie
lasse sich vom IML nicht drängeln, „einen jüdischen Handel mit dem
Nachlaß unseres Vaters lasse ich nicht zu"134. Dennoch - „Es ist mir ein
Vergnügen, den Nachlaß in die DDR, nach Berlin zu bringen. Es sträubt
mich dermaßen, ihn bei der SPD etwa zu wissen. Hier ist sein Platz, wenngleich
ich weiß, daß er vielen ,linierten' Politikern ein Greuel sein wird;
aber unten in der Gruft des Institutes wird er, wie alter Wein, still und ruhig
weiterreifen, bis auch die Träume der Sozialisten eine ganz normale Sache
geworden sind". Sie wollte den Rest in New York suchen gehen.

Amsterdam, Berlin oder München?

Julius Braunthal bedauerte, daß der Nachlaß nicht ins Amsterdamer Institut
kam - für die „freie Welt" sei er jetzt verloren135. Doch ganz so deplaziert
ist der Nachlaß in Berlin nicht. Schließlich wurde Kurt Eisner dort am
14.5.1867 geboren und lebte die ersten Jahrzehnte hier, war 1897/98 in Berlin
-Plötzensee wegen Majestätsbeleidigung in Haft. Eine Tante, ein Onkel,
die Schwester und die Eltern liegen in Berlin-Weißensee auf dem großen
jüdischen Friedhof. Die Mutter war 1918 im Jüdischen Altersheim in der
Passauer Straße 18 verstorben136. Der Vater Emmanuel Eisner (1827-1899)
hatte Unter den Linden, Ecke Friedrichstraße, seine Militär-Effekten-Hand-

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