Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 347
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hofen, Wolxheim und viele andere. Die Steinmetzen beginnen oft ihre Arbeit
bereits im Steinbruch selbst. Die Dimensionen der gebrochenen Steinstücke
konnten auf diese Art der in Frage kommenden Verwendung angepaßt
werden.

Auf allen Baustellen herrscht emsiges Leben und Treiben; die ganze Stadt
nimmt teil an dem leidenschaftlichen Einsatz für den Bau der Kathedrale.
Auf dem Bauplatz hatte jeder seinen genau vorgeschriebenen Platz und seine
Rolle als Maurer, Bediener der Winde (cabestan), Steinmetz, als Steinausmesser
(appareilleur) und Bildhauer ...

Auch die Werkstätte der Schmiede ist von primordialer, wichtigster Bedeutung
. Der Schmied fertigt auf dem Amboß ein Werkzeug zur Bearbeitung
des aus dem Steinbruch entnommenen Blockes. Die gleichen Handgriffe in
den Schmieden des 14. Jahrhunderts, das Feuer, der Blasebalg, die Zangen,
die im Rhythmus schlagenden Hämmer. Stets muß das Werkzeug repariert,
müssen die Meißel wieder geschliffen werden, besonders wenn der Stein
hart ist wie der Vogesensandstein. Die Gesellen zogen gern von einer Stadt
in die andere. Die Bauplätze waren in gewissem Sinn eine Ausbildungsschule
, die ihr eigenes Geheimnis hatte und wo Metzen, Bildhauer, Zimmerleute
, Glaser sowohl als Lehrlinge wie als Meister, durch ihr Schaffen
mitteilten, was sie erlebt hatten, was sie konnten, wovon sie träumten, wovor
sie Angst hatten ... Auch der Meister bildete sich im Verlaufe seiner
Reisen auf den Baustellen, die er besuchte und wo er sein Können unter Beweis
gestellt hatte. Es genügte ihm dann von einem älteren Meister bei dem
Bischof oder bei einem Domkapitel empfohlen zu werden. Die Rechnungsbücher
zeugen von der priviligierten Stellung der Werkmeister. Ihre Vorteile
waren vertraglich festgesetzt und sicherten meistens ein festes Jahresgehalt
. In Paris im 18. Jahrhundert hatte ein gewöhnlicher Handlanger einen
Tagelohn von 7 Hellern, während ein Geselle als spezialisierter Arbeiter bis
auf 20 Heller kommen konnte. Außerdem nahmen die Steinmetze noch
eine Sonderstellung ein unter Berücksichtigung der Härte des Steins, den
sie für die Skulpturen zu behauen hatten. Es kam vor, daß der Meister ausnahmsweise
für eine Statue den ersten Entwurf machte. Trotzdem war die
Ausarbeitung nicht immer seine Sache.

Nicolas de Billard machte sogar schon den Architekten den Vorwurf, zuviel
Zeit in der chambre - au - trait, der Zeichenstube, zu verbringen, ohne
selbst zu hauen. Sie haben einen höheren Lohn und sagen zu den anderen,
komm und behaue mir das. Eifersucht war dabei auch im Spiel, da der Meister
oft Anspruch erheben konnte auf ein oder mehrere Häuser, Land und
Reben, von denen er die Nutznießung hatte, auf Kleider, Handschuhe, gefütterte
Stiefel, auf große Mengen von Brennholz, ein stets beschlagenes

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