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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 367
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des Astrolabiums war zumindest im 14. Jahrhundert nachweisbar vorhanden
, war schließlich Allgemeingut: Die weltberühmte astronomische Uhr
von 1574, die heute noch täglich Massen von Besuchern anlockt, hatte bekanntlich
eine Vorgängerin aus der Zeit um etwa 1354, die an der Wand gegenüber
der heutigen angebracht war. Ihre Spuren sind dort noch sichtbar.
In der Königshovener Chronik ist sie - die „Dreikönigsuhr" nach den ihr
beigegebenen geschnitzten Figuren der Hl. Drei Könige - beschrieben:
„Auf dem mittlem Boden ist ein Astrolabium abgerissen mit Sonn- und
Mondszeigern . .."'3.

Das - allerdings frühere, romanische - Beispiel Vezelay mag auf eine konkrete
Anwendung solcher astronomischer Kenntnisse und Fähigkeiten im
12. Jahrhundert verweisen und gleichzeitig für viele andere derartige Fälle
stehen: wie in Straßburg fällt dort an einem bestimmten Tag das Sonnenlicht
in präzise berechnetem Winkel in das Innere: „Erst jüngst hat man dieses
Phänomen entdeckt. Bekannt war, daß die Kirche in Ost-West-Richtung
gebaut ist, neu allerdings war die Entdeckung, daß die Gesamtanlage die
Position der Erde zur Sonne berücksichtigt. Jedes Jahr zum Zeitpunkt der
Sommersonnenwende, spätestens am 24. Juni, dem Fest des hl. Johannes
des Täufers, bilden sich um 12 Uhr mittags genau in der Mitte des Schiffs,
von Joch zu Joch, wie die Steine einer Furt, wie Markierungen einer Straße,
Lichtflecken, die hin zum Chorraum streben. Folglich ist in die Struktur des
Bauwerkes selbst dieser symbolische Weg vom Schatten des Todes zur aufgehenden
Sonne, dem Licht Christi,
eingeschrieben"14. (Abb. 4)

Oder Beispiel Chartres: das Licht
unternimmt eine Wanderung über
die Köpfe der Apostel hin zur Jesusfigur15
.

Umberto Eco spricht in seinem
berühmten Werk „Der Name der
Rose" immer wieder von der auf
Grund astronomischer Forschung
erfolgten Anlage kirchlicher Archi-

Abb. 4: Vezelay, 24. Juni, Fest Joh.
d. Täufers. Deutlich sichtbar sind
die regelmäßig angeordneten Lichteffekte
, vgl. Anm. 14

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