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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 385
(PDF, 105 MB)
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„Alle unsere Erkenntnis setzt beim Sinnfälligen an. (...) Der Mensch fühlt
sich zum Überstieg über das Sinnlich-Wahrnehmbare gedrängt, sobald er
auf etwas stößt, das schwer faßbar und übersinnlich ist ..."58.

Beinahe eine Aufforderung zur Installation des „Rätselhaften", „Schwerfaßbaren
und Übersinnlichen" in der Kirche stellen diese Sätze des Kirchenvaters
dar.

Der grüne Strahl läßt sich deshalb problemlos in die pastorale Strategie der
Kirche einordnen. Er stünde als zusätzliche Maßnahme, das Volk, das sich
der Klerus wohl schon als eher naiv vorgestellt haben mag, zu beeindrucken,
mit Hilfe des Staunens Bereitschaft zum Glauben zu wecken. Der Strahl entsteht
schließlich im Langhaus, nicht etwa im Chor, auch das ist bezeichnend:
In ersterem betete nämlich das Volk, in letzterem der Klerus. Beide Räume
waren jahrhundertelang voneinander durch den Lettner getrennt.

Aber: Diese Hypothese von der Beeinflussung über das Wunder funktioniert
noch entschieden besser, wenn es etwas gibt, an dem der Lichtstrahl
seine Arbeit verrichten kann. Er sollte etwas angestrahlt haben, auf etwas
hingewiesen haben, es in grünes Licht getaucht haben, der Farbe der Vollkommenheit
nicht nur bei Hartmann von Aue.

Es bleiben in der Theologie nicht viele wichtige Objekte übrig. Die Dreieinigkeit
oder eine ihrer Personifikationen, das Kreuz - und Maria.

Maria im Münster

Es wurde bisher nicht erwähnt, muß aber an dieser Stelle mit gebührendem
Nachdruck festgehalten werden: Das Straßburger Münster ist Maria geweiht
, die Kirche heißt seit langem und bis heute „Münster Unserer Lieben
Frau (Notre Dame)", die Münsterbauhütte wird das „Frauenwerk" genannt,
der Ort ihrer Arbeit unmittelbar unterhalb des Münsters heißt das „Frauenhaus
". Schon die Vorgänger-Kathedralkirche wurde 826 in einem Gedicht
des Mönches Nigellus als „ecclesiae sanctae Mariae" beschrieben.

Eine hervorragende Darstellung Mariens an privilegiertem Ort im Kirchengebäude
kann deshalb mit Fug und Recht erwartet werden. Daß an der
Außenfassade Marienszenen erscheinen, etwa an den südlichen Querschiffportalen
der Tod und die Krönung Mariens von 1220, den Mittelpfeiler
des Hauptportals eine Mariendarstellung mit dem Kind ziert, und die
Glasfenster viele Szenen aus dem Marienleben aufweisen - das alles

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