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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 393
(PDF, 105 MB)
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Fest steht jedenfalls nur, daß Grünewald mit dem theologischen Denken
des Mittelalters eng vertraut war, „zudem mit der gesamten Liturgie, mit
der theologischen und hymnologischen Marienverehrung, mit den Schriften
der christlichen Mystiker (auch der weniger allgemein bekannten) und
möglicherweise sogar mit der jüdischen Mystik (Kabbalisten). Er scheint in
der gesamten Symbolik, die gerade durch die Mystik einen starken Aufschwung
erlebt hatte, bestens Bescheid gewußt zu haben"74.

Dieses Wissen kommt auch in folgendem Gemälde des Altars zum Ausdruck
, der „Verkündigung":

Das Gemach Mariens ist ein dreigegliederter gotischer Kapellenraum. Die
drei Räume sind durch zwei zur Seite gezogene Vorhänge, einem roten und
einem grünen, voneinander getrennt. Der hintere Raum, der am meisten
von Licht durchflossene, ist wohl als der Raum Gottes zu sehen: „Die drei
Fenster weisen auf die göttliche Trinität. Das linke Fenster hat kein Glas, es
ist noch vermauert, weil die zweite Person, Christus, noch nicht geboren ist.
Das mittlere Fenster ist in vier Scheiben geteilt, die die vier Jahrtausende
andeuten sollen, die man im Mittelalter von der Schöpfung bis zur Geburt
Jesu zählte. Die sechs Wölbungen mit ihren grünen Rippen bedeuten die
sechs Tagwerke der Schöpfung"75.

Hier ist sie wieder, die Farbe grün im Zusammenhang mit dem Göttlichen,
diesmal aber auch in Bezug auf Maria, der im Bild Grünewalds gerade ein
Engel mit demonstrativ und sicher nicht grundlos gestrecktem Zeige- und
Mittelfinger der rechten Hand den Willen Gottes verkündet. Er trägt einen
Stab (!) in der Linken. Vor dieser Kapelle Gottes ist der grüne Vorhang zur
Seite geschoben: er wird zu deuten sein als Hoffnung auf baldige Erlösung
.

„Im Alten Testament war Grün die Farbe der göttlichen Barmherzigkeit, die
sich in diesem Augenblick, der Verkündigung an Maria, in außergewöhnlicher
Weise für die Menschen zu realisieren beginnt. Im Mittelalter galt
Grün als Farbe der von Gott Erwählten, die der Heilige Geist erfüllt. Das
deutet wiederum auf Maria, die von Gott erwählt und mit Heiligem Geist
erfüllt wurde: über dem grünen Vorhang schwebt die Taube des Heiligen
Geistes"76.

Die Geschichte und die Elemente der Mariensymbolik des Mittelalters aufzulösen
, ist aus vielen Gründen heute beinahe unmöglich geworden. Nur in
beschränktem Maße sind einzelne Deutungen möglich. So auch die folgende
, die natürlich ausgewählt wurde, weil sie wieder im Zusammenhang mit
unserem Thema steht:

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