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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 419
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Werk aus einem Guß betrachtet werden können"39. Das Orgelwerk selber
wurde durch einen modernen Neubau der Firma Voit & Söhne in Durlach
ersetzt40, der barocke Prospekt restauriert.

Die barocken Stuckgewölbe des Langhauses wurden ausgebrochen und
Ende 1895 in allen drei Schiffen durch mit querlaufenden tiefen Feldern
stark reliefierte, rankenbemalte Holzdecken ersetzt41 (Abb. 9). Das barocke
Laiengestühl im Langhaus erhielt neue romanisierende Abschlußwangen42.
Eine neue Kanzel mit Schalldeckel wurde hergestellt, nachdem eine Reparatur
der Barockkanzel angeblich zu teuer war43. Die neue Kanzel wurde
nicht am alten Standort, sondern zwei Joche weiter östlich am nördlichen
Arkadenpfeiler aufgestellt (Abb. 12). Die alte Kanzel sollte in die Großherzogliche
Sammlung nach Karlsruhe gebracht werden44; der Verbleib ist allerdings
unbekannt45. Die Rokokotürflügel des Westportals wurden entfernt
, da Dürrn befand, daß „die jetzige Haupteingangsthüre (...) nicht zum
Stil der äußeren Architektur (...)" paßte und die Flügel durch das Tieferlegen
des Kirchenbodens „um beinahe einen halben Meter zu kurz" (Dürrn)
geworden waren46 (Abb. 13). Die alte Tür sollte, „weil immerhin noch stylistisch
interessant" dem Conservator der Alterthümer für seine Karlsruher
Sammlung übergeben werden47. Der barocke Sandsteinplattenboden war
vor den Restaurierungsarbeiten nicht gesichert worden und mußte anschließend
auf tieferem Niveau durch in rautenförmigem Muster verlegte keramische
Fliesen ersetzt werden48.

Die Restaurierung der ehemaligen Abteikirche Schwarzach in den Jahren
1887-97 stellte eine Interpretation des romanischen Baubefundes in Vermengung
mit einer zeitgebundenen selbständigen künstlerischen Leistung
dar, die sich durch teilweise kompromißlose Ablehnung des vorausgegangenen
barocken Umbaues kennzeichnete. Der Gesamteindruck des restaurierten
Kirchenraumes war nun im Langhaus bestimmt durch die zur Schau
gestellten, von Ankerbalken unterstützten Säulenarkaturen, einen ungehinderten
Durchblick bis zur Apsis49, eine dekorative Neuausmalung und neu
ersetzte Ausstattungsstücke an zentralen und funktional bedeutenden Stellen
. Das Ergebnis war ein eigentümlicher „Zwitterzustand" der Kirche: ein
barockisierter Baukörper des 13. Jahrhunderts mit neuromanischer Ausstattung
. Die Konsequenz, mit der die barock veränderte Baustruktur der Seitenschiffe
in das romanisierende Ausstattungskonzept einbezogen wurde,
verblüfft. Ziel war ein künstlerisch einheitlicher, romanischer Architektureindruck
. Das gealterte und stilvielfältige Geschichtsdenkmal, das die zuvor
bestehende Kirche auch darstellte, wurde bei dieser Vorgehensweise
nicht berücksichtigt. Folge war notwendig die weitgehende Auslöschung
von authentischen Zeugnissen und Erinnerungsmöglichkeiten an die barocke
Klosterzeit in Schwarzach.

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