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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 428
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Verfügungsmasse75, so wurden die barocken Um- und Anbauten zunächst
verstümmelt und dann restlos abgerissen. Ergebnis ist ein den ursprünglichen
Architektureindruck des 13. Jahrhunderts imitierendes Bauwerk, das
alle Jahrhunderte seither stattgefundener Baugeschichte leugnet. Lehrreich
demonstriert die Folge von verschiedenen subjektiv ästhetisierenden Restaurierungskonzepten
am selben Objekt die Verfügbarkeit der Werte durch
Wertung und damit die grundsätzliche Problematik ästhetisch motivierter
Denkmalpflegekonzepte.

Gerade vom Standpunkt einer historisch offenen, d. h. konservierenden,
Denkmalpflegetheorie sind die bisherigen denkmalpflegerischen Konzepte
zu bedauern. Die Suche nach dem Ursprungszustand hat die auch aus den
Veränderungen erwachsene Identität des historischen Denkmals weitgehend
ausgelöscht. Außerdem haben die stattgefundenen Restaurierungen
eine wissenschaftlich erforschbare Geschichtsquelle, die ein Bauwerk immer
auch darstellt, durch Rekonstruktionen und Ergänzungen gelöscht. Der
hier erstmals veröffentlichte Baualtersplan der ehemaligen Abteikirche
Schwarzach schlüsselt auf, welchen Zeiten einzelne Baukörper und Bauteile
entgegen dem Augenschein tatsächlich entstammen (Abb. 15 und 16)76.

Zumindest in Baden hat das radikale Restaurierungsbeispiel Tschiras mit
dazu beigetragen, von auf Stilreinheit angelegten Restaurierungskonzepten
abzukehren77. Nachdem in der Denkmalpflege die Auswirkungen von notwendig
zeitgebundenen ästhetischen und künstlerischen Denkmalkategorien
zu fragwürdigen Ergebnissen und großen Substanzverlusten geführt hatten
, hat man den eigentlichen Denkmalwert in der viel umfassenderen historischen
Bedeutung eines Denkmals erkannt. Die Folge ist, daß man heute
bemüht ist, das Denkmal als einmalige und authentische Geschichtsquelle
zu sichern.

Die 1990 stattgefundene - vorerst letzte - Restaurierung in Schwarzach ist
an alternativen Grundsätzen orientiert gewesen: Erstmals in der Restaurierungsgeschichte
der Abteikirche wurde mit großem Aufwand eine bestehende
Gestaltung historisch bewußt konserviert.

Dieser Beitrag möchte abschließend gerne dazu auffordern, sich mit der
von den Restauratoren und der Forschung bis heute weitgehend vernach-
läßigten Klostergeschichte Schwarzachs im 17. und 18. Jahrhundert zu beschäftigen
. Die verwickelten politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse
sind bis heute nicht genauer in ihrem Verhältnis zur Baugeschichte geklärt
worden. Mangels noch vorhandener Baubefunde wird man jedoch bei der
Baugeschichte wohl nur noch auf wenige Quellen zurückgreifen können,
z.B. auf die noch nicht ausgewerteten Schwarzacher „Heiligenfondsbücher
"78 und Bauaufnahmen im Institut für Baugeschichte der TH Karls-

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