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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 445
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seiner Künstlerfreunde in unmittelbarem Kontakt zu dem Personenkreis
standen, der eine führende Rolle in der ersten der drei immer höher steigenden
revolutionären Wellen von 1817/19, 1830/34 und 1848/49 spielte.
Das Großherzogtum hatte zu den Rheinbundesstaaten gehört, die sich relativ
spät von der Napoleonischen Vorherrschaft lösten. Hessische Truppen
unter der Führung des Prinzen Emil hatten am Rußlandfeldzug teilgenommen
und befanden sich, erheblich dezimiert und geschlagen wie die
gesamte französische Armee, auf dem Rückzug, während weite Teile der
Studentenschaft auf der Landesuniversität in Gießen sich mit der frankreichfeindlichen
nationalen Bewegung mit Ernst Moritz Arndt, Friedrich
Gottlieb Welcker und Friedrich Ludwig Jahn an der Spitze identifizierten.
Voller hochgeschraubter Ideale und erfüllt von nationalem Pathos waren
diese Studenten darauf erpicht, an den Befreiungskriegen teilzunehmen,
und als nach langem Zögern der Großherzog in Darmstadt zur Bildung eines
freiwilligen Jägerkorps aufrief, meldeten sie sich scharenweise zu den
Waffen und zogen im Frühjahr 1814 das Rheintal hinauf, durch die
Schweiz bis nach Lyon. Der militärisch-strategische Wert dieses „Spaziergangs
nach Lyon", wie man den Zug abwertend betitelte, war nicht bedeutend
, und es kam auch zu keinen Kampfhandlungen, er trug aber erheblich
zur Steigerung des politischen Selbstbewußtseins innerhalb der jungen
hessischen Intelligenzschicht bei. Die ehemaligen Mitglieder des freiwilligen
Jägerkorps machten, auf die Universität zurückgekehrt, den radikalen
Kern der politisierten Studentenbewegung aus, die sich nun um ihren
charismatischen Führer Karl Folien in Gießen bildete und die wegen ihrer
selbstbewußt zur Schau gestellten altdeutschen Tracht die „Schwarzen"
genannt wurden. Mit ihrem inneren Zirkel, den „Unbedingten", nahmen
sie sehr radikale, „jakobinische" Züge an. Folien forderte eine straff zen-
tralistische, nationale deutsche Republik, in der allein der Volkswille entscheiden
sollte. Diese Gruppe befürwortete direkte Aktionen zur Durchsetzung
ihrer Ziele und nahm Gewalt, Mord und Revolution in Kauf25.
Die spektakulärsten Aktionen dieser Gruppe waren die Teilnahme am
Wartburgfest im Oktober 1817 mit der demonstrativen Bücherverbrennung
und die Ermordung des Theaterdichters August von Kotzebue im
März 1819 in Mannheim. Nachdem einige Mitglieder der Gießener
„Schwarzen", meist Juristen, nach beendetem Studium nach Darmstadt
zurückgekehrt waren, bildete sich hier ein gleichwohl weniger radikaler
Kreis. Diese Darmstädter „Schwarzen" kämpften vor allem um die Einführung
einer Verfassung für das Großherzogtum, indem sie mit Flugschriften
, Unterschriftsaktionen und Denkschriften für die Sicherung bürgerlicher
Rechte agitierten. Auf verschiedenen Treffen zwischen den
Gießener und Darmstädter „Schwarzen" tauschten sie ihre Ansichten aus,
worüber die später durch die Polizei beschlagnahmten Niederschriften
Auskunft geben:

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