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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 454
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den, sollten sie früh an anhaltenden Fleiß und Beharrlichkeit gewöhnt sowie
zu Reinlichkeit und Ordnung angehalten werden. In dem bereits zitierten
Darmstädter Korrespondenzbericht in Cottas Morgenblatt vom 26. Juli
1820 wird die Bedeutung der Zeichenschule Müllers für das Kunstleben in
Darmstadt hervorgehoben, insofern sie nämlich nach den ersten drei Jahren
ihres Bestehens „jetzt schon eine verhältnismäßig große Menge von
Schülern und Schülerinnen zählt, unter welchen sich bereits mehrere vorzügliche
Talente auszeichnen, die einst der Kunst und ihrem Vaterlande
Ehre zu machen versprechen".

Neben der Ausbildung durch Müller war für die künstlerische Entwicklung
der Schüler vor allem der Zugang zu der Gemäldesammlung im großherzoglichen
Museum zu Darmstadt wichtig, die Müller leitete und die aus
600 Bildern der Altdeutschen, Französischen, Niederländischen, Italienischen
und Neueren deutschen Schulen bestand.

Der für die Romantik typischen Empörung gegen den alten Zopf der traditionellen
Kunsterziehungsanstalten und Akademien entsprach ihre Vorstellung
, in Natur und Landschaft sei eine unendliche Sinnfülle zu entdecken.
Wann immer es möglich war, zog es daher auch die Darmstädter jungen
Künstler in die freie Natur. Man fand sich zu geselligen, teilweise ausgelassenen
Ausflügen meist in die nähere Umgebung des Odenwaldes, in die
Bergstraße und nach Heidelberg zusammen. Die romantischen Landschaftsmotive
fanden die jungen Künstler gewissermaßen vor der Haustür.
Einige Handzeichnungen und Aquarelle, die auf diesen Ausflügen entstanden
, finden sich ebenfalls in der „Darmstädter Mappe", u. a. eine
Bleistiftskizze der „Schwedensäule", unweit von Oppenheim in der Nähe
des Alt-Rheins, und eine Studie der Heidelberger Schloßruine, die eine
besondere Symbolträchtigkeit für die Romantik besaß44. Georg Gottfried
Gervinus, der sich ebenfalls zu dem Freundeskreis gesellte, gibt in seiner
Autobiographie anschauliche Schilderungen von der Stimmung, in der
solche Exkursionen stattfanden, u. a. erwähnt er auch einen Ausflug zur
Schwedensäule, den Sandhaas möglicherweise in seiner Zeichnung festgehalten
hat:

„Zu all dem Jagd-, Soldaten-, Turner- und Studentenwesen spukte selbst in
den älteren Köpfen jener romantischen Zeit auch noch das Rittertum [...].
Die sechs Stunden der Bergstraße hessischen Gebietes entlang bis Heppenheim
zählte man von Frankenstein bis Starkenburg so viele Burgruinen als
Wegstunden: wie ließ sich da auf den Sonntagswanderungen schwelgen in
riesigen Einbildungen! Einmal wurde ein größerer Zug unternommen, die
reizende Bergreihe entlang und von da [...] nach Worms; von da den Rhein

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